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Über Leo Baeck

Namensgeber

Leben und Wirken des Rabbiners Leo Baeck

Leo Baeck wuchs orthodox auf, lebte traditionell, identifizierte sich aber mit dem liberalen Judentum. Bei religiösen Streitigkeiten wollte er vor allem eines: vermitteln. Als Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Rabbinerverbands übernahm Baeck die Vermittlerrolle zwischen dem orthodoxen und dem liberalen Judentum.

Vor dem Ersten Weltkrieg

Zwischen 1919 und 1933 übernahm Leo Baeck zahlreiche repräsentative Aufgaben in der Jüdischen Gemeinde Berlins. Als die deutschen Rabbiner 1897 gegen die Abhaltung des Ersten Zionistenkongresses in Deutschland protestierten, gehörte Baeck als einer der wenigen unter seinen Kollegen nicht zu den von Theodor Herzl so titulierten „Protestrabbinern“.

Verfechter des modernen Judentums

Mit Anfang 30 veröffentlichte Baeck sein zentrales Werk „Das Wesen des Judentums“, in dem er die Zeit und Raum übergreifende universale Gültigkeit der religiösen Gesetze und der ethischen Normen des Judentums für die Menschheit betonte. Baeck diente seit dem Vorabend des Ersten Weltkriegs nicht nur als Gemeinderabbiner in Berlin, sondern auch als angesehener Professor an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums.

Während der Schoa

Trotz mehrfacher Möglichkeit zur Emigration blieb Baeck bei seiner Gemeinde und half vielmehr anderen Juden, Deutschland zu verlassen. 1943 wurde er zusammen mit seiner Familie in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Dort versuchte er unermüdlich den Menschen mit seinen Predigten und Vorträgen in ihrer hoffnungslosen Situation zu helfen. Schwer misshandelt überlebte er und emigrierte 1945 nach London.

Leo Baecks Wirken nach 1945

Durch sein soziales und politisches Engagement für die jüdische Glaubensgemeinschaft wurde Leo Baeck zum Vorbild seiner Zeit. Er bemühte sich um Versöhnung und den Dialog zwischen Juden und Christen.

Kurzgefasst

Rabbiner Leo Baecks Leben in Stichpunkten (1873–1956)

  • 1873 in Lissa (heute Leszno, Polen) geboren
  • Mit 18 Jahren geht Leo Baeck nach Breslau, um am konservativen Jüdisch-Theologischen Seminar seine Ausbildung als Rabbiner zu beginnen
  • 1897 setzt er seine Studien an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums in Berlin fort und wird hier schließlich selbst als Dozent berufen. Gleichzeitig wirkt Leo Baeck als Rabbiner in Oppeln und in Düsseldorf
  • Ab 1912 in Berlin
  • Im Ersten Weltkrieg dient er als Feldrabbiner an der West- und Ostfront
  • Zwischen 1919 und 1933 übernimmt Baeck zahlreiche repräsentative Aufgaben in der Jüdischen Gemeinde Berlins
  • Die christlich-jüdischen Gespräche werden ins Leben gerufen
  • Vorsitz des Allgemeinen Deutschen Rabbinerverbands
  • 1933 wird Baeck zum Präsidenten der Reichsvertretung der deutschen Juden berufen und ist während der NS-Zeit geistiges Oberhaupt der deutschen Juden. Trotz mehrfacher Möglichkeit zur Emigration bleibt Baeck bei seiner Gemeinde
  • 1943 wird er zusammen mit seiner Familie in das KZ Theresienstadt verschleppt, wo er als Mitglied des Ältestenrates versucht, den Menschen mit Predigten und Vorträgen in ihrer hoffnungslosen Situation zu helfen. Schwer misshandelt überlebt er.
  • 1945 Emigration nach London und später nach Cincinnati, Ohio
  • 1945 wird Leo Baeck Präsident der Weltunion für Progressives Judentum (World Union for Progressive Judaism) und bemüht sich fortan um Versöhnung und den Dialog zwischen Juden und Christen
  • Lehrtätigkeit an verschiedenen Universitäten in den USA und Europa
  • 1955 wird Baeck erster Präsident des nach ihm benannten Leo Baeck Instituts zur Erforschung der Geschichte der Juden im deutschsprachigen Raum
  • Am 2. November 1956 stirbt Leo Baeck in London