Fragen erwünscht!

Häufig gestellte Fragen (FAQ) an den Zentralrat der Juden

Wir haben eine Auswahl an Fragen zusammengestellt, die den Zentralrat der Juden täglich erreichen sowie die dazu passenden Antworten. Wenn Ihre Fragen hier nicht beantwortet werden, schauen Sie bitte auch in unsere Link- und Literaturempfehlungen.
(Stand: September 2017)

Fragen zum Zentralrat der Juden in Deutschland

Beim Zentralrat der Juden in Deutschland können einzelne Personen nicht Mitglied werden. Die Mitglieder des Zentralrates sind die jüdischen Landesverbände und Großgemeinden. Sie als Person können Mitglied in einer jüdischen Gemeinde werden. Die Kontaktdaten der jüdischen Gemeinden in Deutschland finden Sie hier.

Der Zentralrat der Juden in Deutschland verfügt leider über keine Haushaltsmittel, um Geschichts- und Erinnerungsprojekte sowie Fahrten zu Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus finanziell zu fördern.

Das Engagement vieler Privatpersonen, Initiativen und Schulen in Deutschland nimmt der Zentralrat der Juden in Deutschland jedoch dankbar zur Kenntnis,  und wir freuen uns über Hinweise auf neue Projekte, die wir gegebenenfalls auf unseren Seiten verlinken können.

Hinsichtlich finanzieller Fördermittel empfehlen wir folgende Anlaufstellen:

Fördermöglichkeiten für Fahrten zu Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus
http://www.erinnern-ermoeglichen.org/

Angebote der Bundeszentrale für politische Bildung
http://www.bpb.de/partner/akquisos/151159/sonderausgabe-foerdermoeglichkeiten-fuer-fahrten-zu-gedenkstaetten-fuer-die-opfer-des-nationalsozialismus

Teilweise übernehmen die Kultusministerien der Länder Kosten bzw. geben Zuschüsse für Gedenkstättenfahrten. Bitte erkundigen Sie sich beim zuständigen Kultusministerium.

Der Präsident des Zentralrats, Dr. Josef Schuster, und das Präsidium des Zentralrats halten die Stolpersteine für eine sehr gute und würdige Art des Gedenkens an die Opfer der Schoa. Durch die Stolpersteine kommen die Menschen im Alltag mit dem Thema für sie überraschend und unvorhergesehen in Berührung. Stolpersteine verdeutlichen, dass jene Menschen, die grausam ermordet wurden, mitten unter uns gelebt haben und dass ihre Entrechtung und Verfolgung vor aller Augen passiert ist. Durch das Lesen der Inschriften der Messingsteine verbeugen wir uns wortwörtlich vor den Menschen, die dem Nationalsozialismus zum Opfer fielen.

Dass gerade viele junge Menschen sich des Projektes in Form von Patenschaften annehmen, ist besonders lobenswert und ein wichtiger Beitrag zur Gedenkkultur. Angemerkt sei an dieser Stelle, dass die Stolpersteine selbstverständlich nicht die einzige Form eines würdigen Gedenkens sind. Das Anbringen einer Gedenktafel oder das Aufstellen von Stelen ist ebenfalls eine adäquate Form des Erinnerns. Initiativen oder Personen, die sich hier engagieren möchten, können sich  diesbezüglich mit der örtlichen Jüdischen Gemeinde abstimmen.

Der Zentralrat der Juden kann sich grundsätzlich nicht in rechtliche Angelegenheiten zwischen Privatpersonen und/ oder öffentlichen Einrichtungen einmischen und keine Anwälte vermitteln.

Fragen zur Jüdischen Gemeinschaft in Deutschland

Als älteste jüdische Gemeinde nördlich der Alpen gilt Köln am Rhein (Colonia Claudia Ara Agrippinensium). In einer Quelle aus dem Jahre 321 n. d. Z. fordert der römische Kaiser Konstantin die Juden in Köln auf, sich an unbezahlten Arbeiten für das Gemeinwesen zu beteiligen. Es waren vermutlich Juden aus Frankreich und Italien, die sich erstmals auf dem Gebiet des späteren Deutschlands ansiedelten.

Die jüdischen Gemeinden in Deutschland haben derzeit etwa 100.000 Mitglieder. Nach  Statitistiken des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge sind seit 1989 insgesamt rund 200.000  Menschen jüdischer Abstammung aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland eingewandert
Durch den Zuzug von Israelis nach Deutschland in den vergangenen Jahren leben allein in Berlin zeitweilig oder längerfristig einige 1000  jüdische Menschen.
Nach einer Erhebung des Jewish People Policy Institute (JPPI) von 2015 leben weltweit rund 14,2 Millionen Juden. Vor der Schoa waren es etwa 16,6 Millionen.

Nach der offiziellen Zählung des Zentralrats der Juden in Deutschland für das Statistische Jahrbuch des Statistischen Bundesamtes sind derzeit 100 Synagogen und 33 Betsäle in Benutzung. Exakte Zahlen sind jedoch schwer zu erheben, da unterschiedliche Definitionen für Synagogen verwendet werden. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass in den mehr als 100 jüdischen Gemeinden Gottesdienste stattfinden. Nicht alle verfügen über selbstständige Synagogenbauten oder Gemeindezentren. Viele Gottesdienste finden daher in Betsälen oder Provisorien statt, die häufig in bereits bestehende oder ehemalige Gebäude der jüdischen Gemeinden eingerichtet worden sind. Zudem wurden in den vergangenen Jahren weitere Synagogen restauriert oder erbaut, die nicht zu den Zentralratsgemeinden gehören (z.B. Chabad in Berlin, Beis Zion von Lauder in Berlin), oder heute Gedenkstätten und Museen beherbergen. Dr. Ulrich Knufinke von der Bet Tfila-Forschungsstelle an der Technischen Universität Braunschweig geht nach seiner Definition von etwa 70 Neubauten aus. Dr. Knufinke hat sich intensiv mit der Architekturgeschichte jüdischer Gemeindeeinrichtungen in Deutschland seit 1945 beschäftigt.

Die Frage nach der Anzahl der vor 1933 bestehenden Synagogen kann nicht mit einer einzelnen Zahl beantwortet werden. Hier muss man sich auf die bisher – zumeist regional – erschienene Literatur berufen. Eine weitere Schwierigkeit besteht hinsichtlich der unterschiedlich definierten Untersuchungsrahmen, z.B. Berücksichtigung welcher historischen deutschen Grenzen. Außerdem bestehen Unterschiede bezüglich der Definition einer Synagoge im Unterschied zu kleinen Betstuben, Trauerhallen etc. 
Das Portal Synagogen.info geht für das Jahr 1933 von 2121 Synagogen auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik aus, die zum allergrößten Teil teilweise oder vollständig zerstört worden sind. In der Literatur wird für die zerstörten Synagogen Zahlen zwischen 1400 und 1500 genannt. Nach 1945 wurden bisher - nach Angaben von Synagogen.info - 360 Gebäude abgerissen. Aber alle diese Zahlen bezeichnen nur den aktuellen Stand der Literatur bzw. Tendenzen - vermutlich müssen die Zahlen noch höher angesetzt werden.

In Deutschland sind 71 Rabbinerinnen und Rabbiner in jüdischen Gemeinden als Gemeinderabbiner tätig. (Stand 31.12.2016 / Zentralrat der Juden in Deutschland)

Ja. Eine Auflistung finden Sie unter: http://a-r-k.de/rabbiner/
Die erste weibliche Rabbinerin weltweit war Regina Jonas. Sie studierte an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums (dem heutigen Sitz des Zentralrats der Juden in Deutschland) und wurde 1936 in Berlin ordiniert.

Da es im Judentum keine Kirchen gibt, wird hier von Kultussteuer gesprochen. Die jüdischen Gemeinden in Deutschland sind als Körperschaften des öffentlichen Rechts oder eingetragene Vereine grundsätzlich selbständig. Im Rahmen dessen ist es ihnen überlassen, ob und unter welchen Voraussetzungen sie Kultussteuern  oder Mitgliedsbeiträge  von ihren Mitgliedern erheben.

Die Jüdische Allgemeine Wochenzeitung ist die einzige überregionale jüdische Wochenzeitung in Deutschland. Der Zentralrat der Juden in Deutschland gibt außerdem monatlich das Informationsblatt Zukunft in deutscher und russischer Sprache heraus.
Darüber hinaus gibt es in Deutschland einige Zeitschriften und Magazine, die in größeren Abständen veröffentlicht werden sowie Internetportale und Magazine. Die Links zu den Medien in Deutschland und auch zu international haben wir für Sie zusammengestellt unter: Linkliste/ Medien und Publikationen 
 

Der Begriff stammt aus dem Jahr 1847. Mit dem „Preußischen Judengesetz“ wurde die Stellung der Juden neu geregelt. Damit stand Juden eine Gemeinde vor Ort zu. Gleichzeitig waren alle Juden verpflichtet dieser anzugehören.
(Zur Entwicklung der Einheitsgemeinden im 19. Jahrhundert und die Frage der „Austrittsgemeinden“ siehe z.B. M. Brenner/M.A. Meyer: „Deutsch-Jüdische Geschichte der Neuzeit“, Band III, München 1996-1997).

In der Nachkriegszeit gewann das Konzept wieder an Bedeutung: Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs glaubte zunächst keiner an eine Zukunft von Juden in Deutschland. Doch noch im Jahr 1945 gründeten die wenigen Juden, die in Deutschland überlebt hatten, gemeinsam mit Rückkehrern aus der Emigration die ersten jüdischen Gemeinden. In den folgenden Jahren wurden diese von Juden aus Osteuropa verstärkt, die als jüdische „Displaced Persons“ (DP’s) zunächst in DP-Lagern gelebt hatten.

Die DP’s stellten zahlenmäßig die stärkste Gruppe in den Gemeinden. Sie brachten ein traditionelleres Judentum nach Deutschland. In den ersten Jahrzehnten leiteten vor allem diese Personen die G‘ttesdienste, dadurch wurde der Stil allgemein traditioneller. Da die jüdischen Gemeinden vor Ort nur wenige Mitglieder umfassten, wurde der Begriff der Einheitsgemeinde in der Folge so verwandt, dass die Gemeinde überwiegend traditionell geführt werden sollte, damit jeder die Möglichkeit habe, dort beten zu können. (Zu innerjüdischen Diskussionen in den Jahrzehnten 1950 bis 2000 siehe z.B. S. Tauchert: „Jüdische Identitäten in Deutschland“, Berlin, 2007)

„Einheitsgemeinde“ wird heute idealtypisch als eine Organisationsstruktur verstanden, die unterschiedliche Strömungen des Judentums unter einem Dach vereint und ihnen Platz bietet: Eine Gemeinde mit mehreren Minjanim und/oder Synagogen. In der Regel werden die Gemeinden traditionell geführt – stehen aber allen Denominationen offen.

 

Fragen zum Judentum allgemein

A. Grundsätzliches

Bitte wenden Sie sich in der Angelegenheit an den Leiter der Kaschrut-Kommission der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland, Herrn Rabbiner Tuvia Hod. Sie erreichen ihn am besten per Email unter kosher(via)pandora.be

Die Grundlage für Juden, ihre Söhne zu beschneiden, liegt in der Bibel (Gen. 17, 10 – 14). So heißt es: Dies ist mein Bund, den ihr hüten sollt zwischen mir und euch und deinem Samen nach dir: beschnitten soll euch jeder Männliche werden" (Gen. 17, 10). „Und zwar acht Tage alt soll euch jedes Männliche beschnitten werden" (Gen. 17, 12)
Die Beschneidung jüdischer neugeborener Jungen gehört zum Wesen des Judentums, markiert den Eintritt in die jüdische Gemeinschaft und symbolisiert den Bund zwischen Gott und Abraham bzw. zwischen Gott und den Juden. Das Gebot ist für Juden bindend.
Die Beschneidung wird auch von säkularen Juden durchgeführt und verbindet Juden aller Strömungen miteinander. Sie ist nicht nur Brauchtum, sondern  von essenzieller Bedeutung und konstitutiv für das Judesein.
Die Beschneidung gilt als eines der wichtigsten Gebote im Judentum und hebt selbst die Gebote der höchsten jüdischen Feiertage Schabbat und Jom Kippur (Versöhnungstag) aus, an denen bestimmte Tätigkeiten nicht ausgeführt werden dürfen. Weitere Informtionen erhalten SIe hier.

Der Schabbat beginnt am Freitagabend mit der Dämmerung und endet am Samstagabend mit dem Erscheinen der ersten drei Sterne beziehungsweise bei Dunkelheit. Je nach geographischer Lage beginnt der Schabbat an unterschiedlichen Orten also zu unterschiedlichen Uhrzeiten. Weitere Informationen zum Schabbat finden Sie hier oder auch unter Schabbatzeiten.
 

Grundsätzlich ist es jedem Interessierten möglich, an einem jüdischen Gottesdienst teilzunehmen. Voraussetzung im Besonderen ist aber, dass die Betergemeinschaft damit einverstanden ist. Daher empfehlen wir Ihnen, sich auf jeden Fall vor einem Besuch mit der jüdischen Gemeinde in Ihrer Nähe in Verbindung zu setzen. Bei der Gelegenheit können Sie auch die Gottesdienstzeiten erfragen und um Auskunft über die Gepflogenheiten beim Gottesdienst bitten. Die Kontaktinformationen finden Sie auf unserer Homepage unter Vor Ort.

 

Beide Begriffe sind biblischen Ursprungs. Holocaust (altgr. Holókaustos „vollständig verbrannt“) stammt aus der griechischen Übersetzung der Hebräischen Bibel („Septuaginta“) und wird als Brand- bzw. Ganzopfer wiedergegeben. Der Begriff fand im englischsprachigen Raum und durch die US-Fernsehserie „Holocaust“ (1979) auch in Deutschland Verbreitung.
Das Wort Schoa (auch: Schoah, Shoah, Shoa) kommt indes aus dem Hebräischen und bedeutet „Unheil“, „Verderben“ bzw. „Untergang“. Der Begriff wurde bereits 1942 von den Juden in Palästina verwendet und wurde rasch zur offiziellen Bezeichnung durch die Jewish Agency und später im  jungen Staat Israel. In der Verwendung mit dem bestimmten Artikel „Haschoa“ wird er ausschließlich zur Bezeichnung der Judenverfolgung und –vernichtung  im Nationalsozialismus verwendet.
Aufgrund der religiösen Konnotation des Begriffes „Holocaust“ in der Tora als ein Gott dargebrachtes Opfer, haben sich vor allem religiöse Juden gegen diese Verwendung ausgesprochen, da sie im Wortsinn die Ermordung von sechs Millionen Juden als Gottes Forderung legitimieren würde.

Nein.
Hebräisch wird in Israel gesprochen. Im Gebetbuch und in der Hebräischen Bibel finden sich ältere Formen des Hebräischen.Viele Juden außerhalb Israels haben Hebräisch erlernt, um dem Gottesdienst folgen und jüdische Quellen verstehen zu können. Juden in Deutschland sprechen Deutsch bzw. gegebenenfalls die Sprachen ihrer Herkunftsländer. Im jüdischen Religionsunterricht werden auch die Grundlagen des hebräischen Alphabets vermittelt.
Jiddisch war die Sprache der Juden in Osteuropa. Durch die Schoa ist diese leider weitgehend mit den Menschen, die sie gesprochen haben, verschwunden. Einige Überlebende und Auswanderer pflegen sie jedoch weiterhin. In einigen ultraorthodoxen Gemeinschaften vor allem in Israel ist Jiddisch Umgangssprache. Erfreulicherweise gibt es weltweit ein wachsendes Interesse – auch von nichtjüdischen Menschen - die jiddische Sprache und ihre verschiedenen Dialekte zu erhalten.  Auch an einigen Universitäten und Volkshochschulen in Deutschland kann Jiddisch gelernt werden.

Die Frage, ob sich das Judentum als Religion oder als Volk  oder beides versteht, ist so alt wie das Judentum selbst. Eine pauschale Beantwortung gibt es nicht. Jeder Jude hat dazu seine persönliche Sichtweise. Eine gute Einstiegslektüre ist das Buch "Was ist koscher" von Paul Spiegel, das unter anderem Fragen wie diese anspricht.

Zum Einstieg empfehlen wir unsere Literaturliste.
Die Bundeszentrale für politische Bildung hat einige gute Titel zum Judentum allgemein für verschiedene Altersgruppen und zu jüdischer Geschichte in Deutschland im Angebot.

B. Alltägliches

Bitte sprechen Sie Ihre Gäste zunächst direkt an, ob und in welchem Maße sie sich an die Koscherregeln (Kaschrut) halten, und bitten Sie diese gegebenenfalls um Hinweise.
Allgemeine Informationen zu den Kaschrut-Regeln finden Sie auf der Homepage der Orthodoxen Rabbinerkonferenz in Deutschland unter ord.feldmann-web-und-mehr.de/wordpress/informationen-zu-kaschrut/.

Bitte fühlen sie sich frei,  in deutscher Sprache zu gratulieren bzw. zu grüßen. Die hebräische Variante wäre „Masal Tow!“ (Alles Gute!) für Geburtstage, bestandene Prüfungen und andere erfreuliche Anlässe. Zu den jüdischen Feiertagen passt eigentlich immer: „Chag Sameach!“ (Frohes Fest!).

Bitte setzen Sie sich beim Betreten des Friedhofs eine Kopfbedeckung auf. Dies gilt insbesondere für männliche Besucher. Viele Friedhöfe bieten am Eingang leihweise eine Kippa an. Traditionellerweise wird auf Blumenschmuck und Kränze verzichtet. Zunächst erfolgt eine Beisetzungszeremonie, die von einem Kantor oder Rabbiner geleitet wird. Trauerreden von Angehörigen oder Freunden sind ebenfalls üblich. Danach wird der verhüllte Verstorbene zu der offenen Grabstätte getragen, gefolgt von den trauernden Gästen. Am Grab wird das Kaddisch („Heiligung“) als Totengebet rezitiert. Das Gebet ist eine Lobpreisung Gottes, das sich mehrfach in der jüdischen Liturgie wiederfindet, aber wie das El Male Rachamim („Gott voller Barmherzigkeit“) zu den zentralen Gebeten zum Andenken an Verstorbene geworden ist.
Danach ist es Brauch, an dem Grab vorbeizugehen und drei Schaufeln Erde aufzuschütten. Schaufel und Erde stehen üblicherweise bereit. Am Grab stehen die nahen Angehörigen bis zum Ende des Begräbnisses. Jüdische Trauergäste grüßen sich untereinander häufig mit dem jiddischen Wunsch „Oif Simches“ („Auf frohe Anlässe“). Beim Verlassen des Friedhofes ist es üblich, sich am Ausgang die Hände zu waschen.

Weitere Informationen finden Sie hier

Sel.A. ist die Abkürzung von „seligen Angedenkens“ und findet sich hinter den Namen von Verstorbenen, die bereits beerdigt sind. Im Hebräisch wird die Abkürzung z“l verwendet und steht für „möge das Gedenken an den Verstorbenen ein Segen werden“. Ausgesprochen wird es Sichrono livracha (bei einem männlichen Verstorbenen); Sichrona livracha (bei einer weiblichen Verstorbenen) und Sichronam livracha im Plural.

Zu der Bedeutung der Steinchen auf den Gräbern gibt es verschiedene Auslegungen. Der Brauch stammt daher, dass früher schwere Steine auf Gräber gelegt wurden (z.B. in der Wüste), um die Toten vor wilden Tieren zu schützen und damit die Totenruhe zu gewährleisten. Auch symbolisieren Steine Ewigkeit und Unvergänglichkeit. Sie werden daher als Symbol für die Seele, die auch unvergänglich ist, statt (Schnitt-)Blumen auf jüdische Gräber gelegt. Zudem stehen sie für das Andenken an den Toten. Weitere Informationen finden Sie hier.

C) Ahnen- und Namensforschung sowie Personensuche

Der Zentralrat der Juden in Deutschland verfügt über kein eigenes Archiv mit personenbezogenen Daten. Anlaufstellen für Informationen finden Sie in den Stadt- und Landesarchiven, die über Dokumente aus den Standesämtern verfügen. Gegebenenfalls können Ihnen auch folgende Einrichtungen weiterhelfen:
Internationaler Suchdienst (IST)
Centrum Judaicum, Archiv

www.jewishgen.org ist eine auf jüdische Genealogie spezialisierte online-Plattform, betrieben von einer NGO beim Museum of Jewish Heritage.
Gedenkbuch von Bundesarchiv und Centrum Judaicum: "Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 - 1945", das vom Bundesarchiv und vom Centrum Judaicum erstellt wurde und im Internet hier abrufbar ist sowie die Datenbank der israelischen Schoa-Gedenkstätte Yad Vashem.

Bei dieser Frage können wir Ihnen leider nicht weiterhelfen. Bitte wenden Sie sich an den Rabbiner der nächstgelegenen Gemeinde. Wenn Sie herausfinden wollen, ob Ihre Vorfahren jüdisch waren, verwenden Sie unsere Hinweise unter Personensuche und Familienforschung.

Ein "jüdischer Name" oder jüdisch klingender Name - was auch immer dies bedeuten mag - ist nicht per se ein Hinweis auf jüdische Abstammung. Um herauszufinden, ob Sie jüdische Vorfahren haben, möchten wir  Ihnen empfehlen, Einsicht in die Personenstandsakten Ihrer Vorfahren in den jeweiligen Standesämtern zu nehmen. Jüdische Personenstandsregister aus der Vorkriegszeit werden - so sie erhalten sind - in den jeweiligen Staatsarchiven der Bundesländer bzw. für die ehemals deutschen Ostgebiete im jüdischen Museum in Frankfurt/ Main archiviert. Ab 1874 wurden jegliche Geburten von den allgemeinen Standesämtern erfasst.
Der Zentralrat der Juden in Deutschland verfügt über keine eigenen Archive und hat daher keine Möglichkeit, bei genealogischen Recherchen behilflich zu sein. Für genauere Informationen sollten Sie sich an einschlägige Einrichtungen der Namensforschung (z.B. Universitäten in Leipzig und Regensburg) oder zur jüdischen Familienforschung wenden. Eine Auswahl finden Sie auf den folgenden Seiten:

 

D) Übertritt zum Judentum

Ja. Das Judentum wird durch Geburt weitergeben oder durch Giur („Konversion/Übertritt“). Der Giur erfolgt nach einem längerfristigen Prozess vor einem anerkannten Rabbinatsgericht.

Zur Beschäftigung mit dem Thema Konversion können wir das Buch "'Dein Gott ist mein Gott.' Wege zum Judentum und zur jüdischen Gemeinschaft" von Rabbiner Leo Trepp und Gunda Wöbken-Ekert empfehlen, in dem Sie beispielhaft Informationen zu der Möglichkeit und den Prozess der Konversion finden. Zur Beschäftigung mit dem Judentum und ggf. einer späteren Konversion empfiehlt sich zudem die Lektüre folgender Bücher:

- "Wie Juden leben. Glaube, Alltag, Feste" von Israel Meir Lau (Gütersloh, 1988)

- "Jüdisches Leben" von Rabbiner Chaim Donin (Zürich, 1987)

- "Das jüdische Jahr. Gesetz und Brauch" von Elijahu Kitov (Zürich, 1987)


Fragen zu Israel

In Deutschland lebende Juden werden immer wieder gern als Israelis wahrgenommen. Entsprechend werden sie häufig ( Kann weg: in eine Stellvertreterposition) für die Politik der israelischen Regierung in Haftung genommen. Es ist ein vielzitiertes Bonmot, dass der verstorbene Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis sel. A., einst zur Rede „seines“ Staatsoberhauptes beglückwünscht wurde. Da jedoch vom israelischen Staatspräsidenten die Rede war, konterte Ignatz Bubis sel. A., dass ihm gar nicht bekannt sei, dass der deutsche Bundespräsident eine Rede gehalten habe. Richtig ist, dass die meisten Juden in Deutschland eine tiefe Verbundenheit mit dem jüdischen Staat haben, die sowohl religiös als auch politisch definiert ist.

Viele Juden haben auch Verwandte in Israel. Angesichts der Erfahrungen der Schoa sowie eines europaweit grassierenden Antisemitismus ist Israel im Denken und Empfinden vieler Juden eine Art Überlebensgarantie.

Wir empfehlen, sich unter www.stipendienlotse.de über mögliche Stipendien zu informieren.
Informationen zu Stipendien des Außenministeriums des Staates Israel finden Sie auf der Seiten Hochschulstipendien der Israelischen Botschaft in Berlin

Für jüdische Studenten und Promovierende gibt es darüber hinaus Fördermöglichkeiten über das Ernst-Ludwig-Ehrlich-Studienwerk sowie über die Gerhard C. Starck-Stiftung.

Informationen und Anschriften zum Studium in Israel finden Sie auf den Seiten von ConAct-Koordinierungszentrums Deutsch-Israelischer Jugendaustausch

Fragen zu Antisemitismus und Antizionismus

Die Abkürzung BDS steht für Boycott, Divestment and Sanctions. Die transnational agierende, israel-feindliche Bewegung hat sich zum Ziel gesetzt, den Staat Israel wirtschaftlich, kulturell und politisch zu isolieren. Im Ergebnis bestreiten die BDS-Vertreter durch ihre Boykottaufrufe und ihre politische Propaganda unserer Einschätzung nach das Existenzrecht Israels. Von vielen wird die Bewegung deshalb nicht nur als antizionistisch, sondern auch als antisemitisch eingeordnet. Die Bürgermeister der Städte München, Frankfurt am Main und jüngst auch Berlin haben ein entschiedenes Vorgehen gegen die Bewegung angekündigt und entsprechende Beschlüsse verabschiedet bzw. auf den Weg gebracht. 

Immer wieder wird in der politischen Debatte der Unterschied zwischen Antisemitismus und Antizionismus thematisiert. Der sogenannte 3-D-Test ist eine Methode, mit der man relativ zuverlässig das eine vom anderen unterscheiden kann. Nach diesem Test ist eine Aussage als antisemitisch zu werten, sofern die getätigten Aussagen Elemente von Dämonisierung, das Anlegen von doppelten Standards und Delegitimierung des Staates Israel enthalten. Für die praktische Arbeit der Sicherheits- und Strafverfolgungsbehörden, aber auch zivilgesellschaftlicher Projekte ist eine konsistente Antisemitismusdefinition unabdingbar. Der Zentralrat fordert daher die Umsetzung der sogenannten „Working Definition“ um Antisemitismus effektiv bekämpfen zu können. Diese wurde vom Unabhängigen Expertenkreis Antisemitismus empfohlen. 

Den Zentralrat der Juden in Deutschland erreichen von aufmerksamen Bürgern beständig Hinweise auf Hass und Hetze gegen Juden im Internet. Es ist wichtig, diesem offensiv zu begegnen. Zahlreiche Social Media Plattformen und andere Meldestellen im Internet bieten Möglichkeiten, Hass und Hetze im Netz zu melden.

Eine Auswahl und Hintergrundinfos haben wir hier zusammengestellt. Grundsätzlich gilt: Hass und Hetze im Netz sollten nicht unwidersprochen bleiben. Hier sind wir alle gefordert!

Antisemitische Vorfälle, die Ihnen bekannt werden, sollten Sie der Polizei melden. Daneben existiert seit Januar 2015 beim Verein für Demokratische Kultur in Berlin (VDK) e.V. die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus in Berlin (RIAS). Zusammen mit jüdischen und nicht-jüdischen Organisationen hat RIAS ein berlinweites Melde-Netzwerk für antisemitische Vorfälle aufgebaut. Der Zentralrat der Juden in Deutschland arbeitet eng mit RIAS zusammen. Mehr über die Meldestelle finden Sie hier.

 

Es sind Werke im Umlauf und auf Internetseiten zu finden, in denen vorgebliche oder aus dem Zusammenhang gerissene Zitate aus dem Talmud aufgeführt werden. Diese Veröffentlichungen sind mitnichten solche, die lediglich dokumentieren möchten; vielmehr beabsichtigen sie, gegen Juden zu hetzen.
Nichtsdestotrotz finden sich Stellen im Talmud, die vom heutigen Blickwinkel betrachtet grotesk erscheinen und auf Widerspruch stoßen. Jedoch werden diese Dinge heute nicht umgesetzt, auch wenn sie in den Schriften derart verzeichnet sind. Dennoch sollte demjenigen, der sich mit dem Talmud befasst, klar sein, dass der Talmud aus Diskussionen zwischen einzelnen Rabbinern besteht, die sich einem Thema disputierend nähern, indem sie theoretische Thesen aufwerfen, diese diskutieren und gegebenenfalls wieder verwerfen.
Grundsätzlich finden sich in den Schriften vieler Religionen, in der hebräischen Bibel  wie der christlichen Bibel ("Altes" und "Neues Testament"), Stellen, die ebenso auf Widerspruch stoßen wie ein Teil der Talmudzitate. Ähnlich problematische Aussprüche finden Sie auch im Koran, gegen die sich einige Imame wehren. Die liberalen Bewegungen in den Religionen wenden sich davon ab und passen die religiösen Schriften der Gegenwart an. Anachronismen gibt es jedoch in den meisten Religionen. Weiterführende Informationen:
Holocaust-Referenz - Argumente gegen Auschwitzleugner.