Leo-Baeck-Preis 2015 an Bundestagsabgeordneten Volker Beck verliehen



Foto: Gregor Zielke
Foto: Andreas Schulz
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Zentralrat der Juden richtet Festakt mit 250 Gästen im Axica Kongresszentrum in Berlin aus

In feierlichem Rahmen hat am Mittwochabend der Zentralrat der Juden in Deutschland den Leo-Baeck-Preis 2015 an den Bundestagsabgeordneten Volker Beck verliehen. Rund 250 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft waren der Einladung ins Axica Kongresszentrum im Hause der DZ Bank am Pariser Platz in Berlin gefolgt. Darunter waren zahlreiche prominente Vertreter aus der Politik wie die beiden Vizepräsidentinnen des Bundestags, Claudia Roth und Petra Pau, die Vorsitzenden der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter, die Grünen-Parteivorsitzende Simone Peter und der israelische Botschafter Yakov Hadas-Handelsman.

Auch frühere Leo-Baeck-Preisträger hatten sich eingefunden: die Verlegerin Friede Springer, die Gründer der Zeitschrift „Tribüne“, Elisabeth Reisch-Roboz und Otto Roboz-Romberg, der ehemalige Rektor der Universität Heidelberg, Professor Peter Hommelhoff, der frühere Rektor der Hochschule für jüdische Studien in Heidelberg, Prof. Dr. Gisbert Freiherr zu Putlitz sowie der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Dr. Nikolaus Schneider. Begleitet wurden der Festakt und das anschließende Gala-Dinner mit Musik des „Jerusalem Duos“: Hila Ofek an der Harfe und Andre Tsirlin am Saxophon.

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Dr. Josef Schuster, würdigte die Verdienste Volker Becks für die jüdische Gemeinschaft. Der Kampf gegen Antisemitismus ziehe sich wie ein roter Faden durch das politische Leben des Abgeordneten. Der Grünen-Politiker habe zudem in der Beschneidungsdebatte fest an der Seite der Juden in Deutschland gestanden. Ebenso engagiere er sich beherzt für Israel. „Sie haben diese Auszeichnung mehr als verdient“, sagte Dr. Schuster zu dem Preisträger.

Darüber hinaus ging der Zentralratspräsident in seiner Rede auch auf aktuelle politische Ereignisse wie die Flüchtlingskrise ein. Dr. Schuster drückte sein tiefes Verständnis für das schwere Schicksal der Menschen aus, die aus ihrer Heimat fliehen müssen. Zugleich wies er auf die Grenzen der Belastbarkeit hin: „Wenn wir die Flüchtlinge nicht mehr ausreichend versorgen können, ist niemandem geholfen. Es muss daher gelingen, die ankommenden Menschen in Europa besser aufzuteilen. Mit dem herannahenden Winter steht Deutschland vor einer nie dagewesenen Herausforderung. Alleine kann der Staat das nicht schaffen. Er braucht die Unterstützung der Zivilgesellschaft“, betonte Dr. Schuster.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier würdigte in seiner Laudatio die enge Verbundenheit von Volker Beck mit „dem jüdischen Volk“. Sie sei Teil seiner politischen und persönlichen Identität. Dass Juden nach der Shoa in Europa wieder ein sicheres Zuhause hätten, sei ihm eine Herzensangelegenheit. Für antisemitische Hetze dürfe es in dieser Gesellschaft keinen Platz geben, sagte Dr. Steinmeier mit Blick auf die judenfeindlichen Parolen bei Demonstrationen zum Gaza-Konflikt im vergangenen Jahr. Minister Steinmeier betonte zudem: „Israels Existenzrecht und Sicherheit sind für uns nicht verhandelbar.“

In seiner Dankesrede sagte Volker Beck, dass sein politischer Einsatz und seine Ziele eigentlich etwas Selbstverständliches sein sollten. Dass seine Arbeit aber mit diesem Preis gewürdigt werde, zeige, „dass nichts davon ein Selbstläufer ist“. Der Preis sei für Ansporn und Verpflichtung zugleich.

Volker Beck ging ebenfalls auf die aktuelle politische Lage ein. Wenn Menschen vor Krieg, Gewalt und Verfolgung in Deutschland Schutz suchten, könne es keine andere Haltung geben, als sie aufzunehmen. Für die Sorgen vor neuem Antisemitismus zeigte der Abgeordnete Verständnis. „Wir müssen Ihre Befürchtungen in konkrete Integrationsaufgaben übersetzen.“ „Wer hier dazugehören will, muss Nein sagen zu Antisemitismus, Rassismus und Homophobie“, betonte der Preisträger.

Sein Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro will Volker Beck für ein neues Projekt der Amadeu-Antonio-Stiftung und des Lesben- und Schwulenverbands in Deutschland spenden, um Homosexuellenfeindlichkeit zu bekämpfen.

Der Zentralrat der Juden in Deutschland verleiht seit 1957 den Leo-Baeck-Preis. Damit erinnert er an den Rabbiner Leo Baeck (1873 – 1956) und ehrt Persönlichkeiten, die sich in herausragender Weise für die jüdische Gemeinschaft eingesetzt und sich damit um sie verdient gemacht haben. Zu den Preisträgern früherer Jahre gehören unter anderem die Bundespräsidenten a. D. Roman Herzog (1998) und Christian Wulff (2011), Bundeskanzlerin Angela Merkel (2007), der Verleger Hubert Burda (2006), der ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider (2013) und andere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Im vergangenen Jahr wurde der Preis nicht verliehen.

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