„Während der Semesterferien schien es zum Teil so, als ob die Lage an den Universitäten ruhiger geworden ist, aber davon sollten wir uns nicht täuschen lassen. Auch jetzt nach den Ferien gibt es wieder einige Vorfälle, wie zum Beispiel an der Universität in Oldenburg, wo einige Studenten angegriffen wurden, die antisemitische Flugblätter eingesammelt hatten. Meine größte Sorge ist, dass die Verhältnisse, die wir den USA sehen, sich auch in Deutschland zeigen werden, da viele Gruppen international vernetzt sind. Erste Anzeichen dafür konnten wir bereits an der HU Berlin sehen. Die Polizei hat hier schnell und richtig gehandelt. Wenn die Vernichtung des Staates Israel gefordert wird, ist längst eine Grenze überschritten. Hier muss auch im Strafrecht nachgeschärft werden; das wurde bisher versäumt.
Jüdische Studenten sind seit vielen Monaten in hohem Maße von Antisemitismus betroffen und das hat ein extremes Unsicherheitsgefühl unter allen jüdischen Studenten hervorgerufen. Wir sind mit der Politik und der Hochschulrektorenkonferenz in einem engen Austausch, um strukturelle Änderungen an den Universitäten voranzutreiben, die ein wirksamer Schutz gegen Hass und Hetze gegen Juden und gegen Israel auf dem Campus sein können. Aktuell mangelt es häufig am Erkennen und am Umgang von und mit antisemitischen Umtrieben unter Studenten und Lehrenden sowie meist auch an den richtigen Instrumenten, um gegen die Treiber dieser Entwicklung vorzugehen.“