Die Ausweisung des israelischen Botschafters durch die türkische Regierung ist eine der schärfsten diplomatischen Maßnahmen die es zwischen Regierungen gibt. Die diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Ländern haben damit auf der internationalen Skala von offiziellen staatlichen Kontakten, den tiefsten Punkt, vor einem Abbruch, erreicht.
Das erfüllt uns alle mit tiefer Sorge. Beide Seiten fühlen sich auch im gleichermaßen Recht. Der UNO-Bericht über die Umstände der Gaza-Flottille hat ausdrücklich festgestellt, dass Israels Seeblockade sowohl rechtmäßig als auch angemessen, aber der Militäreinsatz im Fall der Mavi Marmara unverhältnismäßig war. Nicht erst seit dem Konflikt über die Gaza-Flottille kochen die Emotionen hoch und liegen die Nerven blank zwischen den beiden Regierungen in Jerusalem und Ankara.
Nicht weitere Eskalation, sondern Besonnenheit und Klugheit sind jetzt aber das Gebot der Stunde.
Vor allem vor dem Hintergrund der ungewissen Situation und Zukunft in der gesamten Region und den anhaltenden gewalttätigen Auseinandersetzungen in Libyen, Syrien und dem Irak, aber auch der tickenden Zeitbombe von Hass im Iran, ist gerade eine strategische Partnerschaft zwischen Israel und der Türkei von vitalem Interesse für alle Beteiligten.
Sie wäre auch ein umso wichtiger gewordener Anker der Stabilität in der Region insgesamt.
Daher wünschen wir uns sehr, dass die Beziehungen zwischen Israel und der Türkei nicht weiter beschädigt werden sondern schon bald wieder den Status von Nähe und Freundschaft erreichen mögen.
Hoffnung macht, dass auch auf beiden Seiten betont wird, dass man die historische Freundschaft zwischen beiden Völkern nicht beschädigen wolle. Genau hier gilt es, nun entschlossen anzuknüpfen und einen gemeinsamen Weg aus der Krise zu finden.
Eventuell könnte vor allem die deutsche Bundesregierung mit ihrem großen politischen Gewicht und auf der Basis ihrer guten Beziehungen zu beiden Regierungen hier vermittelnd tätig werden.
Dazu können wir die Bundesregierung nur ausdrücklich ermuntern und ihr von Herzen viel Erfolg dabei wünschen.
Dr. Dieter Graumann
Präsident des Zentralrats der Juden K.d.ö.R.
Zentralrat setzt auf deutsche Vermittler
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