In weiten Teilen der Gesellschaft ist über jüdisches Leben wenig bekannt, obgleich das Judentum die deutsche und europäische Kultur und Geschichte mitgeprägt hat. Selbst in Schulbüchern und anderen Bildungsmedien wird nur auf einzelne Elemente oder wenige historische Epochen verwiesen. Der Zentralrat der Juden in Deutschland und die Kultusministerkonferenz (KMK) stellen sich dieser Fehlentwicklung erstmals mit einer gemeinsamen Erklärung entgegen. In dieser Erklärung setzen sie sich dafür ein, die Vielfältigkeit des Judentums im schulischen Alltag sichtbar zu machen. Eine vermehrte Einbindung jüdischer Geschichte, Religion und Kultur in verschiedene Fächer und Jahrgangsstufen soll dazu beitragen, Schülerinnen und Schülern ein lebendiges und differenziertes Bild des jüdischen Lebens zu vermitteln.
Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz und Bremens Senatorin für Kinder und Bildung, Dr. Claudia Bogedan: „Die Thematisierung des nationalsozialistischen Völkermordes an den Jüdinnen und Juden im Geschichtsunterricht ist oftmals für viele Schülerinnen und Schüler der einzige Berührungspunkt mit dem Judentum. So werden nur eingeschränkte und auf einen sehr kurzen Zeitraum begrenzte Kenntnisse vermittelt. In Zukunft soll der Unterricht anhand ausgewählter Themen vergangene und gegenwärtige Bedingungen sowie zukünftige Perspektiven miteinander verbinden. Es geht darum, die vielfältige Geschichte des Judentums zu betrachten. Dazu zählt auch, die Entstehungsgeschichte des Staates Israel zu thematisieren sowie seine besondere Bedeutung für Jüdinnen und Juden hervorzuheben.“
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster: „Das Judentum darf im Schulunterricht nicht nur auf Verfolgung und Opferdasein reduziert werden. Juden haben über Jahrhunderte die Geschichte, Wissenschaft und Kultur Deutschlands mitgestaltet. Dies soll künftig ebenso berücksichtigt werden wie das moderne jüdische Leben heute. Die gemeinsame Erklärung ist mehr als eine bloße Willenserklärung; sie gibt konkrete Impulse zur Umsetzung im schulischen Alltag. Besonders wichtig sind mir die weiteren gemeinsamen Schritte, die der Erklärung folgen, um das Judentum in seiner Vielfalt erfahrbar zu machen und den neuen Ansatz in den Schulen zu etablieren.“
Die Kultusministerkonferenz und der Zentralrat der Juden in Deutschland fordern dazu auf, persönliche Begegnungen mit Jüdinnen und Juden im schulischen Rahmen zu ermöglichen. Sie empfehlen den Besuch von außerschulischen Lernorten mit jüdischem Vergangenheits- oder Gegenwartsbezug. Zudem soll in der Lehreraus-, -fort- und -weiterbildung eine intensivere Vermittlung von jüdischer Religion, Kultur und Geschichte stattfinden. Dafür planen die Kultusministerkonferenz und der Zentralrat der Juden in Deutschland, gemeinsam mit Landesinstituten und jüdischen Einrichtungen Materialien zu entwickeln, die in der Lehrerinnen- und Lehrerausbildung sowie im Unterricht genutzt werden können.
Die Erklärung zur Vermittlung jüdischer Geschichte, Religion und Kultur in der Schule wurde am 8. Dezember von der Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Dr. Claudia Bogedan, und dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster, in Berlin unterzeichnet.
Vielfältigere Vermittlung des Judentums an Schulen: Gemeinsame Erklärung der Kultusministerkonferenz und des Zentralrats der Juden in Deutschland verabschiedet
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