Das Motto des Abends im Ariowitsch-Haus, dem jüdischen Kultur- und Begegnungszentrum in der Leipziger Innenstadt, war „Sichtbar sein. Jüdinnen und Musliminnen im Gespräch.“ Kurz vor der Landtagswahl in Sachsen lag der Fokus auf der Frage, welche Rolle jüdische und muslimische Frauen in der Stadtgesellschaft spielen.
Die Moderatorin und Journalistin (RTL, ntv) aus Leipzig, Liv von Boetticher, führte durch zwei Podiumsrunden vor 80 Zuschauern. Die Podiums-Teilnehmerinnen schilderten ihre Erfahrungen mit Antisemitismus und religiöser Ausgrenzung und sprachen über die Chancen zum Dialog.
Die Frau des Rabbiners der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig, Marina Charnis, berichtete von negativen Reaktionen, wenn sie mit ihrem Mann unterwegs sei, der die Kippa trage. Problematisch sei für sie unterschwelliger Antisemitismus, der nicht offensiv geäußert werde, aber spürbar sei: „Wie sollen wir darauf reagieren?“. Die Studierende Margarita Lerman nannte es ein Privileg, dass sie äußerlich nicht als Jüdin identifizierbar sei. Anfeindungen erlebe sie dennoch oft. „Mich beschäftigt sehr die Frage: Woher kommt diese Obsession?“
Die Muslimin Zuvaria Ahmad sprach vielen Anwesenden aus dem Herzen, in dem sie sich stark machte, die Kleiderwahl nicht zum Vorwand für Diskriminierung zu benutzen: „Ich möchte nicht auf ein Kopftuch reduziert werden.“ Die Muslimin Aigerim Smagulova, bezeichnete die Dialog-Veranstaltung zwischen Jüdinnen und Musliminnen als „revolutiönär“ und als einen ersten Schritt für ein „Mit- statt Nebeneinander.“
Das Projekt wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Frau Staatsministerin Annette Widmann-Mauz, gefördert. Die nächste Dialogplattform soll Ende September in Osnabrück folgen. Thema sollen Lebenswege jüdischer und muslimischer Senioren sein.
Leipzig, 30. August 2019 / 29. Aw 5779