Presseerklärung zur documenta



Umgang mit Antisemitismus auf documenta macht fassungslos

Foto: IMAGO / epd

Die neuesten Funde antisemitischer Darstellungen bei der documenta und der Umgang der Verantwortlichen mit diesen machen fassungslos. Die „Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Hessen“ hatte Zeichnungen aus dem Jahr 1988 gefunden, die eine klar antisemitische Bildsprache beinhalten. Israelische Soldaten werden als Kinder- und Massenmörder dargestellt. Die Physiognomie der Soldaten entspringt der typisch judenfeindlichen Darstellungsweise. Zu sehen ist auch die palästinensische Figur Handala, die als Allegorie des gewaltsamen Widerstands gegen Israel gilt und auch von der BDS-Bewegung als Logo benutzt wird. 

Nach Angaben des Geschäftsführers der documenta, Herrn Alexander Farenholtz, wurden die Bilder nach einer Beschwerde aus der Ausstellung genommen. Eine Begutachtung habe keine Hinweise auf Antisemitismus ergeben, weswegen man sie wieder zurückgelegt habe. Auch Herr Fahrenholtz selbst konnte oder wollte keinen Antisemitismus erkennen.

Dazu erklärt der Präsident des Zentralrats der Juden, Dr. Josef Schuster: „Seit Wochen diskutiert dieses Land über Antisemitismus, BDS und Israelhass. Die Leitung der documenta tut weiter so, als ginge sie das nichts an. Offensichtlich ist es unerheblich, wer dort die Geschäftsführung innehat. Man muss sich fragen, wie weit wir in Deutschland sind, wenn diese Bilder als vermeintliche ‚Israelkritik‘ für gut befunden werden können. Das Schweigen der Verantwortlichen in der Kulturpolitik hierzu ist dröhnend. Diese documenta wird als antisemitische Kunstschau in die Geschichte eingehen. Selbst die Worte des Bundespräsidenten bei der Eröffnung haben offensichtlich zu keiner Einsicht geführt. Dass diese documenta wirklich bis zum 25. September laufen kann, erscheint kaum mehr vorstellbar.“

 

Berlin, 28. Juli 2022 / 29. Tamus 5782

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