Der Zentralrat der Juden in Deutschland befürwortet eine allgemeine Impfpflicht zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie. Das Judentum betrachtet medizinische Errungenschaften wie die Entwicklung eines Impfstoffs gegen Covid-19 als einen Akt, der die Welt verbessert. Daher werden Impfungen als präventive Maßnahmen bejaht. Im Falle von Epidemien ist eine Impfung Pflicht. Grundlage ist das biblische Gebot, das Leben zu schützen und körperliche Schäden abzuwenden. Ein Impfzwang kann daraus allerdings nicht abgeleitet werden.
Dazu erklärt der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster: „Die Covid-19-Pandemie zieht neben den Folgen für Leben und Gesundheit auch gefährliche gesellschaftliche Entwicklungen nach sich. Impfgegner und Corona-Leugner radikalisieren sich in einem erschreckenden Ausmaß. Bei Einführung einer allgemeinen Impfpflicht sind noch stärkere Proteste und Gewalt nicht auszuschließen. Dennoch wiegt der Gesundheitsschutz der Gesamtbevölkerung schwerer. Daher halten wir eine allgemeine Impfpflicht für unumgänglich.
Es ist jedoch zwingend notwendig, dass der Rechtsstaat seine Mittel ausschöpft, um staatsgefährdende und antisemitische Entwicklungen im Rahmen der Proteste einzudämmen. So wie die Impfpflicht von weiteren Maßnahmen begleitet werden muss, um die Pandemie in den Griff zu bekommen, so wird auch ein längerfristiges politisches Engagement nötig sein, um die gesellschaftlichen Verwerfungen wieder zu glätten.“
Berlin, 10. Januar 2022 / 8. Schwat 5782