Sehr geehrter Herr Bürgermeister Becker,
sehr geehrte Exzellenz, Herr Botschafter Jeremy Issacharoff
verehrte Abgeordnete des Landtags und Stadtverordnete der Stadt Frankfurt,
lieber Sacha Stawski, sehr geehrter Imrich Donath,
sehr geehrte Damen und Herren,
Liebe Freunde,
es ist mir eine große Freude, im Namen des Zentralrats der Juden in Deutschland und des gestern frisch gewählten Präsidiums, heute hier ein Grußwort an Sie richten zu dürfen.
Sie alle dürften von dem gestrigen Israel-Kongress bestimmt noch überwältigt sein und sozusagen noch immer auf der blau-weißen Wolke schweben.
Leider war es mir, wie auch meinen Zentralratskolleginnen und –kollegen, selbst nicht möglich, dieses Jahr mit dabei zu sein, da die alljährliche Ratsversammlung des Zentralrats und die Wahlen des Vorsitzes ebenfalls gestern stattfanden. Aber bei der Fülle an positiver Berichterstattung, den persönlichen, begeisterten Erzählungen von Freunden und Bekannten und anhand des Gemeinschaftsgefühls, das man auch heute, auch hier in diesem Raum noch spürt, ist es fast, als wäre ich doch persönlich dabei gewesen.
Auf jeden Fall darf ich erstmal dir, lieber Sacha und dir lieber Imrich Donath und Eurem gesamten Team, sowie allen Beteiligten und allen Helferinnen und Helfern einen großen Glückwunsch zu dieser tollen Leistung aussprechen. Ihr habt Immenses geleistet, damit Israel nicht nur für einen Tag bei den Menschen in Frankfurt zu Besuch ist, sondern ab jetzt in den Herzen der Menschen hier auch dauerhaft bleibt. Zum 70. Geburtstag des Staates Israel, das wir in diesem Jahr begehen, ein wahrlich wunderbares Geschenk an uns selbst.
Der Israel-Kongress ist eben nicht nur eine Veranstaltung, die die kulturelle Schönheit des jüdischen Staates, seine Geschichte, seine Errungenschaften und Herausforderungen einem interessierten Publikum präsentiert. Es ist zugleich eine Veranstaltung, die notwendig ist, um eine der größten Herausforderungen, denen sich die jüdische Gemeinschaft weltweit konfrontiert sieht, effektiv zu begegnen, nämlich dem israelbezogenen Antisemitismus.
Für uns, die jüdische Gemeinschaft in Deutschland, bedeutet die Beziehung zu Israel eine jahrtausendalte, religiös tradierte innige Verbindung. Es gibt unzweifelhaft eine spirituelle und emotionale Verbundenheit. Israel ist und bleibt die Heimat unserer Religion, der Ursprung des Judentums. Und somit ist unser Einsatz für Israel ganz natürlich und selbstverständlich.
Aber auch die Bundesrepublik Deutschland verbindet ein starkes Band zum jüdischen Staat und eine ganz besondere Beziehung. Eine Vergangenheit, die eine immerwährende Verantwortung Deutschlands für den jüdischen Staat begründet. Aber auch eine Freundschaft, die sich auf wundersame Weise in den vergangenen Jahrzehnten festigte. Diese gilt es nicht nur aufrechtzuerhalten, sondern auch in Zukunft und auf allen Ebenen mit Leben zu füllen, jeden Tag aufs Neue. Dass gerade in Deutschland der israelbezogene Antisemitismus grassiert und laut einer Studie bei 40% liegt, ist daher alarmierend und erschreckend.
Deutschland und Israel teilen doch die gleichen Werte, demokratische Werte. Zwei Staaten, die trotz unterschiedlicher politischer und geopolitischer Umgebungen, dennoch die gleichen Werte von Moral, Freiheit und Gleichheit leben. Wenn es also heißt Israel und Deutschland verbindet eine Wertegemeinschaft, denken Sie auch daran, dass es für Israel ein viel größerer Kraftakt ist, diese Wertegemeinschaft zu verteidigen. Denn erst vor wenigen Tagen mussten wir wieder erleben, wie Israel innerhalb nur eines Tages durch über 400 Mörser und Raketen aus dem Gazastreifen angegriffen wurde. Über 400 Raketen, die von der im Gazastreifen herrschenden Terrororganisation Hamas willkürlich auf Kinder, Frauen und Männer in Israel abgeschossen wurden, mit nur einem Ziel: die größtmögliche Opferzahl.
Ich frage Sie, welches andere Land, ja wie würde Deutschland reagieren, wenn Frankfurt, Köln oder Berlin mit einem derartigen Raketenhagel überzogen würde und die Menschen nur 30 Sekunden hier Zeit hätten, sich nach dem Alarmsignal in eigens konstruierte Schutzräume in Sicherheit zu bringen? Tatenlos mitansehen, wie Terroristen die Vernichtung des Staates vorantreiben wollen oder seine Bürgerinnen und Bürger beschützen und verteidigen?
Wir können uns solche Situationen hier in Deutschland kaum vorstellen - und dafür sollten wir dankbar sein. Aber in Israel gehören derartige Situationen, der Kampf ums Überleben zum Alltag seit seiner Staatsgründung vor 70 Jahren. Dies sollten sich unsere Politiker ins Gedächtnis rufen, bevor sie Ratschläge für eine „gemäßigte Reaktion“ erteilen und dabei von Gewaltspirale sprechen, als hätte Israel eine Wahl und sei selbst für die Eskalation verantwortlich. Und auch die Medien sollten sich ihrer Pflicht einer neutralen Berichterstattung und Aufklärung wieder stärker bewusst werden. Wenn groß getitelt wird: „Israel greift Gaza an“ wie in der SZ geschehen und erst im Fließtext der Raketenbeschuss aus dem Gaza kurz Erwähnung findet, dann ist das meiner Meinung nach alles andere als seriöse, faire und wahrheitsgetreue Berichterstattung.
Israel ist und bleibt leider immer wieder im Fokus eines ungerechten Umgangs. So auch in den Vereinten Nationen. Oder wie anders erklärt man es sich, dass Israel, vor etwas mehr als einer Woche, an einem einzigen Tag durch ganze neun Resolutionen verurteilt wurde, während die wahren Diktaturen und Menschrechtsverbrecher wie Iran, Syrien oder Nordkorea kaum bis gar keine Erwähnung fanden. Und dass Deutschland für acht dieser anti-israelischen Resolutionen mit „Ja“ stimmte, ist mehr als bedauernswert. Wer sagt, dass Israels Sicherheit zur Staatsräson Deutschlands gehört und die Verantwortung immerwährend ist, der darf nicht bei diesem Israel-Bashing mitmachen. Der muss auch in den ehrenwerten Hallen der UN solidarisch an der Seite Israels stehen und dieses anti-israelische Treiben als genau solches demaskieren und sich dem entgegenstellen. Das wäre die richtige Antwort Deutschlands auf diese Resolutionen gewesen.
Deutschlands Verantwortung für Israel ist immerwährend und seine Sicherheit gehört zur deutschen Staatsräson. Dies muss auch in Zukunft die Richtschnur des Verhältnisses sein.
Wir dürfen es nicht akzeptieren, wenn hier in Deutschland „Israel“ gesagt, aber „Jude“ gemeint ist. Wir dürfen es auch nicht akzeptieren, wenn anti-israelische Gruppen und BDS-Aktivisten versuchen, Israel zu boykottieren und zu verunglimpfen. Ein Boykott Israels ist eine moderne Übersetzung des nationalsozialistischen „Kauft nicht bei Juden“- nichts anderes ist seine Bedeutung. Frankfurt hat hier eine Vorreiterrolle im Kampf gegen BDS eingenommen, wofür ich sehr dankbar bin. Besonderen Dank gilt hier Herrn Bürgermeister Uwe Becker und seinem enormen Engagement in dieser Angelegenheit. Ich hoffe, dass viele Städte diesem Vorbild folgen werden.
Für uns ist klar: Wir werden jeglicher Art der Delegitimierung und Dämonisierung des Staates Israel entgegentreten, wo auch immer diese vorkommen. Unsachliche Kritik, die nichts anderes als Doppelstandards begründen oder antisemitische Ressentiments bedienen, werden wir gemeinsam bekämpfen. Und der Israel-Kongress gestern hat auch gezeigt: Wir sind nicht allein. Nein, wir sind sogar sehr viele und das gibt Kraft, Hoffnung und Mut. Wer sich den demokratischen Werten verschreibt, sie schätzt und achtet, der kann gar nicht anders, als für Israel sein.
Der Israel-Kongress stärkt uns alle in unserem Engagement. Und ich sagte es schon im letzten Jahr anlässlich des Israel-Tages: „Israel zu Gast in Frankfurt“, bedeutet „Israel zu Gast bei Freunden“.
In Zeiten wie diesen, tut es sehr gut, hier so viele Freunde Israels zu sehen.
Vielen Dank!