Gedenken an die Befreiung des KZ Dachau mit Bundeskanzlerin Merkel und Zentralratspräsident Schuster



Foto: Christian Rudnik
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Am 29. April 1945 befreite die US-Army das Konzentrationslager Dachau. Es hatte bereits seit 1933 bestanden. Insgesamt waren in dem Lager mehr als 200.000 Menschen aus 30 Staaten inhaftiert. Rund 41.500 Menschen wurden ermordet. Allein nach den Novemberpogromen 1938 wurden 11.000 Juden nach Dachau verschleppt.

Neben der zentralen Gedenkfeier anlässlich des 70. Jahrestags der Befreiung fand am jüdischen Mahnmal die Gedenkstunde des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern statt. Daran nahm erstmals Bundeskanzlerin Angela Merkel teil. Auch der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer und die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, waren unter den Gästen.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster, der auch Vorsitzender des Landesverbandes ist, würdigte in seiner Ansprache vor allem die Überlebenden, die an der Gedenkfeier teilnahmen. „Ihre Erinnerungen sind heute kostbarer denn je“, sagte Dr. Schuster. „Denn das Geschehen rückt in immer weitere Ferne. Für viele junge Menschen sind der Nationalsozialismus und die Shoa nur noch geschichtliche Daten, ohne persönlichen Bezug. Es ist mittlerweile die Geschichte ihrer Ur- oder sogar Ur-Urgroßeltern. Die Distanz wächst, und die Empathie sinkt“, warnte der Zentralratspräsident.

Er rief daher dazu auf, die Erinnerungen der Zeitzeugen festzuhalten und verpflichtende Gedenkstättenbesuche für alle Schüler ab der neunten Klasse einzuführen. „Für uns Nachgeborene wird das Grauen in den Konzentrationslagern nie wirklich vorstellbar sein. Doch wenn wir den Menschen zuhören, die all das durchlitten und überlebt haben, wenn wir solche Berichte lesen, vor allem aber wenn wir die authentischen Orte besuchen, bekommen wir eine Ahnung, wie es gewesen ist“, betonte Dr. Schuster.

Anknüpfend an die Inschrift am zentralen Mahnmal in der Gedenkstätte fragte der Zentralratspräsident: „Wie sehr ist das hohe Gut der Menschenwürde eigentlich noch in den Köpfen verankert? Ist es noch Allgemeingut, dass jedem Menschen eine Würde zukommt?“ Die Häftlinge von Dachau hätten gewusst, wie schnell die menschliche Zivilisation in Trümmern liegen könne und aus einem „angeblichen Kulturvolk ein Volk der Barbaren wurde“. Werte wie Toleranz und Respekt, Demut und Verantwortung müssten daher immer wieder neu eingeübt und verteidigt werden.

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