Sehr geehrter Herr Bundespräsident,
sehr geehrter Herr Ministerpräsident Söder
…
Liebe Charlotte Knobloch, meine sehr verehrten Damen und Herren,
einer der ersten Termine Charlotte Knoblochs als Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland führte sie in meine Heimatstadt nach Würzburg. Wir eröffneten im Oktober 2006 das jüdische Kultur- und Gemeindezentrum „Shalom Europa“. Ich kann mich noch gut an diesen Tag erinnern, denn er hatte für die jüdische Gemeinde in Würzburg eine herausragende Bedeutung. Es war ganz ähnlich wie wenige Wochen später am 9. November 2006 in München, als das jüdische Zentrum in München, bestehend aus der Ohel-Jakob-Synagoge, dem Gemeindezentrum der Israelitischen Kultusgemeinde und dem Museum, eingeweiht wurde.
Charlotte Knobloch war sich der Wirkung dieser beiden Ereignisse sehr wohl bewusst: „Wer baut, hat seine Heimat gefunden.“, sagte sie damals in Würzburg. Diese Worte sind mir in Erinnerung geblieben. Sie sind keine Selbstverständlichkeit für Jüdinnen und Juden in Deutschland, meine Damen und Herren. Nein, dieses Glück, jüdisches Leben wieder zu einem Teil Deutschlands und auch Bayerns gemacht zu haben, das musste hart erkämpft werden – nach dem Nationalsozialismus, nach dem Zivilisationsbruch, nach der Schoa. Niemand steht mit seinem Leben so exemplarisch auch für diesen inneren Kampf der Wiederannäherung wie Charlotte Knobloch. Als einer Ihrer Nachfolger im Präsidentenamt des Zentralrats der Juden in Deutschland bin ich Ihr für diesen Einsatz zu großem Dank verpflichtet. Ich habe größten Respekt vor dieser Leistung.
Meine Damen und Herren, Charlotte Knobloch hat sich in Ihrer Amtszeit als Präsidentin des Zentralrats der Juden sowie als Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern eine Reihe von Verdiensten erworben. Sie hat der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland vor allem einen Platz und eine Rolle gegeben, die ein Selbstbewusstsein beinhaltet, das aus dem Erinnern an die Schoa erwächst, aber weit darüber hinaus geht. Sie war und ist eine gefragte Stimme, die Gewicht hat. An ihre beeindruckende Rede im Bundestag zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus im Jahr 2021 wird dieser Tage häufig erinnert.
Aber ihr Blick geht auch über unser Land hinaus. So hat sie bereits 2007 als Präsidentin des Zentralrats der Juden eine konsequente Haltung gegenüber dem Mullah-Regime im Iran eingefordert. Heute sehen wir die Notwendigkeit einer solchen klaren Positionierung mehr als bestätigt.
Meine Damen und Herren, vor wenigen Tagen hat Bundesminister Cem Özdemir in seiner Dankesrede anlässlich der Verleihung des Leo-Baeck-Preises des Zentralrats der Juden in Deutschland sinngemäß gesagt, dort wo Antisemitismus grassiere, werden auch die freiheitlichen Werte angegriffen, an dem sich unser Grundgesetz orientiert. Was, wenn nicht diese Werte, sollten Richtschnur des politischen Handelns der Bundesrepublik Deutschland sein?
Das Mullah-Regime im Iran gehört zu den schlimmsten antisemitischen Scharfmachern weltweit und unterstützt offen Terrororganisationen, die den Staat Israel vernichten wollen. Die Ideen von Freiheit, Gleichberechtigung und Demokratie finden unter diesen Bedingungen keine Luft zum Atmen. Ein Iran unter dieser Führung kann niemals ein Partner auf Augenhöhe für unser Land sein. Auch Charlotte Knobloch hat darauf früh hingewiesen.
Liebe Charlotte Knobloch, das war nur ein kurzes Schlaglicht Ihres Wirkens und Streitens. Sie werden nicht müde, sich für jüdisches Leben in Deutschland zu engagieren, vor Entwicklungen zu warnen und die Stimme für diejenigen zu erheben, die häufig nicht gehört werden. Ich sage dafür: Danke! Danke und Masal Tow – bis 120!