Feierliche Verleihung des Paul-Spiegel-Preises 2015 an Andrea Röpke



Zentralratspräsident Josef Schuster (l.) und Vizepräsident Abraham Lehrer überreichten Andrea Röpke die Auszeichnung. Foto: Jörn Neumann
Dr. Josef Schuster würdigte den Einsatz der Preisträgerin gegen Rechtsextremismus. Foto: Jörn Neumann
Professor Dr. Hajo Funke hielt die Laudatio. Foto: Jörn Neumann
Preisträgerin Andrea Röpke. Foto: Jörn Neumann

Die Journalistin Andrea Röpke ist am Mittwoch (17. Juni) in Düsseldorf für ihre hervorragende Arbeit gegen Rechtsextremismus vom Zentralrat der Juden in Deutschland mit dem Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage 2015 ausgezeichnet worden. Im festlichen Rahmen übergaben der Präsident des Zentralrats, Dr. Josef Schuster, und Vizepräsident Abraham Lehrer in der Synagoge der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf den mit 5.000 Euro dotierten Preis an Frau Röpke.

Die 1965 geborene freie Journalistin und Diplom-Politologin Andrea Röpke publiziert seit Anfang der 1990er Jahre über die rechtsextreme Szene. Besondere Anerkennung erhielt sie für ihren langjährigen Blick hinter die brauen Kulissen sowie ihre Recherchen zur völkisch-rassistischen Kindererziehung. Bereits mehrmals wurde Frau Röpke im Zuge ihrer Recherchen von Rechtsextremen bedroht oder direkt angegriffen.

Dr. Schuster würdigte neben der Beharrlichkeit und dem großen Knowhow vor allem die Zivilcourage von Andrea Röpke. „Menschen, die aktiv und mutig den Rechtsextremismus bekämpfen, brauchen unseren ganzen Rückhalt. Denn sie gehören zu den wichtigsten Stützen unserer Zivilgesellschaft. Sie verteidigen unsere Demokratie und unsere Freiheit“, sagte Dr. Schuster in seiner Rede.

Der Zentralratspräsident ging auch auf die jüngsten Zahlen zu antisemitische Straftaten von Rechtsextremen ein, die 2014 deutlich angestiegen sind. Er kritisierte, dass diese neue Statistik weder in der Politik noch in den Medien hörbare Reaktionen hervorgerufen habe. „Das akzeptieren wir nicht“, sagte Dr. Schuster.

Seit einem Vierteljahrhundert und oft gegen den Widerstand auch aus der Politik habe Andrea Röpke die Präsenz und die Gefahr von Alt- und Neonazis „in nahezu unglaublicher Beharrlichkeit erforscht, aufgedeckt und präsent gemacht“, betonte der Rechtsextremismus-Experte Professor Dr. Hajo Funke in seiner Laudatio. „Sie kämpft um die Wahrheit der Vorgeschichte der Republik wie über die gewalttätigen Abgründe in ihr“, sagte der Berliner Politikwissenschaftler. „Sie wird heute als Kämpferin für die Wahrheit und für eine offene Republik ohne Rassismus geehrt.“

Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, Dr. Oded Horowitz, nannte Frau Röpke „ein Vorbild für alle“. Ihre Verdienste „gelten nicht nur für uns Juden, sondern für alle in unserem Land“.

In ihrer Dankesrede sprach Andrea Röpke von einem „erschreckendem Alltagsrassismus“. Sie bewundere Paul Spiegel auch dafür, dass er sich nicht nur gegen Antisemitismus, sondern auch gegen Rassismus engagiert habe. „Ich bin vielleicht die Journalistin, die die meisten Feinde hat“, merkte Frau Röpke mit Blick auf die Neonazi-Szene an. Daher sei für sie eine solche Ehrung wie die Verleihung des Paul-Spiegel-Preises nicht selbstverständlich.

Die Witwe von Paul Spiegel, Gisèle Spiegel, bezeugte Andrea Röpke großen Respet für deren Arbeit und Zivilcourage. „Mein Mann hätte diese Entscheidung, Frau Röpke auszuzeichnen, aus voller Überzeugung unterstützt.“

„Der Preis ist ein Symbol für das, was wir jeden Tag brauchen: Entschlossenheit und Achtsamkeit“, sagte die stellvertretende Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen, Sylvia Löhrmann. Auch 70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg seien Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit immer wieder auftretende Erscheinungen in unserer Gesellschaft. „Es ist unsere gemeinsame gesamtgesellschaftliche Aufgabe, dem entgegenzutreten“, so die Landespolitikerin.

Der Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage wird vom Zentralrat der Juden in Deutschland in Erinnerung an den früheren Zentralratspräsidenten Paul Spiegel sel. A. und dessen unermüdliches Engagement gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus sowie für eine starke Bürgergesellschaft seit 2009 vergeben. Mit dem Preis ehrt der Zentralrat der Juden Menschen, die sich in besonderem Maße für eine lebendige und stabile Demokratie engagiert und Zivilcourage bewiesen haben.

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