Von Dieter Graumann
Jetzt ist es wieder so weit: In diesen dunklen, winterlichen Tagen feiern wir unser wunderschönes Lichterfest. Chanukka verzaubert uns immer wieder, Kinderaugen leuchten mit den Kerzen um die Wette, die Familie ist beieinander. Die Lichter des Chanukka-Leuchters erhellen nicht nur unsere Häuser, sondern auch unsere Herzen.
Doch über das Ritual des Lichterzündens vergessen wir nicht das Chanukka-Wunder selbst: Als die Makkabäer im Jahr 165 v.d.Z. den entweihten Tempel zu Jerusalem wieder einweihen konnten, reichte das Öl für die Menora eigentlich nur für einen Tag. Doch es hielt acht Tage lang.
Wer einem Kind diese Geschichte erzählt, ruft großes Staunen hervor. Wir Erwachsenen haben dieses Staunen zu oft verlernt. Zu sehr sind wir von unserem Alltag und unseren Pflichten in Anspruch genommen. Ereignisse wie der jüngste Konflikt zwischen Israel und der Hamas oder politische Debatten wie jene um die Beschneidung wirken mehr als ernüchternd.
Das Lichterfest ist für uns indes eine Gelegenheit, neu hinzuschauen und sich auch über scheinbare Banalitäten zu freuen. Zu Staunen über Dinge, die so selbstverständlich scheinen. Auch manchen Rückschlägen des Lebens zu trotzen. Rückhalt finden wir dabei in unseren Familien, bei unseren Freunden und in unseren gewachsenen jüdischen Gemeinden.
Denn: Dass wir uns trotz aller Widrigkeiten niemals entmutigen lassen und unsere jüdische Gemeinschaft entschlossen, begeistert und mit niemals nachlassender Zuversicht zum neuen Blühen führen wollen und auch werden – auch das ist ein Wunder, über das wir ruhig staunen, vor allem aber uns gemeinsam von Herzen freuen dürfen.
Ich wünsche allen ein wunderbares, fröhliches Chanukka-Fest.
Chanukka Sameach!
Dr. Dieter Graumann
Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland
Chanukka: Das Fest des Lichts und der Freude

Foto: de.wikipedia.org / Sblive
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