Auftakt zu erster gemeinsamer Tagung von Zentralrat der Juden und Evangelischer Akademie zu Berlin



Foto: Gregor Zielke

Die erste gemeinsame Tagung des Zentralrats der Juden in Deutschland mit der Evangelischen Akademie zu Berlin zum Thema „Reformator, Ketzer, Judenfeind – Jüdische Perspektiven auf Martin Luther“ hat am Mittwochabend in Berlin mit einer gut besuchten Auftaktveranstaltung begonnen. Sie wird heute und morgen in der Evangelischen Bildungsstätte auf der Insel Schwanenwerder fortgesetzt.

Mit dem näher rückenden Reformationsjubiläum hat die Debatte über das Verhältnis Martin Luthers zum Judentum an Vehemenz zugenommen. Das war Anlass für die gemeinsame Tagung. Im Mittelpunkt stand dabei die jüdische Rezeptionsgeschichte Luthers.

Bei der Auftaktveranstaltung sagte der Präsident des Zentralrats der Juden, Dr. Josef Schuster, er erhoffe sich im Zuge des Reformationsjubiläums 2017 ein deutliches Zeichen der evangelischen Kirche, indem die antisemitischen Seiten Martin Luther deutlich benannt würden. Für den christlich-jüdischen Dialog sei dies wichtig. Dr. Schuster zeigte dafür Verständnis, dass sich die evangelische Kirche erst jetzt so intensiv mit dem Antijudaismus von Luther auseinandersetze. „Es wäre zwar wünschenswert gewesen, das Thema früher aufzugreifen. Aber manchmal bedarf es eines historischen Anlasses“ sagte der Zentralratspräsident. Und in den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg, als noch viele Menschen gelebt hätten, die den Täterkreisen angehört hätten, sei es in den Kirchen wie in vielen anderen Institutionen schwer gewesen, das Thema Antisemitismus anzugehen.

Der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Dr. Nikolaus Schneider, betonte: „Zu den judenfeindlichen Thesen von Luther kann man nur Nein sagen. Sie widersprechen dem Evangelium.“ Auch der Judenmission erteilte er eine klare Absage. „Sie ist uns nicht aufgegeben.“

„Uns allen sollte daran gelegen sein, dass Religion ihren Stellenwert in der Gesellschaft behält und wieder ausbauen kann“, ergänzte Dr. Schuster in dem von der Fernsehjournalistin Anke Plättner moderierten Gespräch. Der schwindende Einfluss von Religion sei besorgniserregend. „Das sollte uns einen“, sagte Dr. Schuster mit Blick auf die evangelische Kirche.

Anschließend sprach Christian Wiese, Professor für jüdische Religionsphilosophie an der Universität Frankfurt am Main, über „‘Unheilsspuren‘: Überlegungen zu Luthers ‚Judenschriften‘ und ihrer Wirkungsgeschichte“. Studierende hatten schließlich die Möglichkeit, mit allen Referenten des Abends zu diskutieren.

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