10 Jahre Begegnungsstätte Schloss Gollwitz



Rede beim Festakt 10 Jahre Begegnungsstätte Schloss Gollwitz

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Anrede,

wenn eine Begegnungsstätte Jubiläum feiert, und nicht nur irgendeine Begegnungsstätte, sondern eine, die ihren Schwerpunkt auf deutsch-israelische und interkulturelle Begegnungen sowie auf Gespräche mit Shoa-Überlebenden legt -  dann liegt es nahe, mit dem berühmten Zitat von Martin Buber die Festrede zu beginnen: „Alles wirkliche Leben ist Begegnung.“

Um Sie nicht zu langweilen, möchte ich aber gerne ein weiteres Zitat des jüdischen Religionsphilosophen hinzufügen:

 „Ich habe keine Lehre, aber ich führe ein Gespräch.“

Das klingt im ersten Moment etwas merkwürdig, so wie: Ich habe nichts zu sagen, aber das tue ich ausführlich.

Das wäre jedoch eine völlige Fehlinterpretation Martin Bubers.

Eigentlich sind es die Grundthesen Martin Bubers, die hier in Gollwitz gelebt werden. Wie wohl bei kaum einem anderen Philosophen stehen bei Martin Buber die Beziehung, der Dialog im Mittelpunkt seines Werkes. Es ging ihm darum, seinem Gegenüber die Wirklichkeit zu zeigen, den Blick auf das zu richten, was sonst nicht gesehen würde. Er wolle keine Lehre vermitteln, sondern die Wirklichkeit zeigen, sagte Buber. Er wolle Fenster aufstoßen zur Wirklichkeit.

Dieser Ansatz – Fenster aufzustoßen, dem Denken eine neue Richtung zu geben, eingefahrene Denkmuster aufzubrechen – all das finden wir in der Begegnungsstätte Gollwitz wieder.

Und daher möchte ich Ihnen gleich zu Beginn meiner Rede von Herzen zu Ihrem zehnjährigen Bestehen gratulieren!

Sie leisten hier nicht nur im Buberschen Sinn eine existenzielle Arbeit, sondern meines Erachtens wirklich einen Dienst an unserer Gesellschaft.

Dazu – wie gesagt – meinen Glückwunsch und meinen Dank!

Meine Damen und Herren,

ich bin gebeten worden, in der Festrede den Schwerpunkt auf die aktuelle Situation der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland zu legen.

Das will ich gerne tun. Ich will Sie aber zugleich vorwarnen: Ich kann nicht garantieren, dass dies eine ausschließlich freudige Festrede wird. Doch versprechen kann ich: Es gibt auch Positives zu berichten!

Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland hat in den vergangenen Jahrzehnten eine rasante Entwicklung vollzogen. Mit der Einwanderung von Juden aus der ehemaligen Sowjetunion und den anfänglichen Ressentiments, die ihnen hier entgegenschlugen, haben Sie in Gollwitz einschlägige Erfahrungen gemacht. Das muss ich nicht näher erläutern.

Auch für die jüdischen Gemeinden selbst war die Integration der Einwanderer eine riesige Herausforderung, die nicht überall ohne Konflikte gemeistert wurde. Schließlich mussten zehn Prozent 90 Prozent integrieren. Normalerweise stellt sich das Zahlenverhältnis umgekehrt dar.

Doch es ist geglückt. Und dies ist wahrlich eine Erfolgsgeschichte. Heute sind bundesweit neue jüdische Gemeindezentren, die Eröffnung jüdischer Schulen, die Einrichtung von Mikwen, also Ritualbädern, oder von jüdischen Kindergärten aktuelle Themen.

Das liegt alleine an den Einwanderern. Ohne dieses Wachstum der jüdischen Gemeinschaft hätten wir inzwischen in einigen Gemeinden das Licht ausmachen müssen.

Wenn Sie also Experten für Integration suchen, können Sie sich gerne an eine unserer Gemeinden wenden!

Wir haben diese Expertise übrigens tatsächlich in die Arbeit mit Flüchtlingen seit 2015 einbringen können. Und wenn Sie vom Zentralrat der Juden Forderungen hören, was bei der Integration der Flüchtlinge beachtet werden sollte und dass wir bessere Lehrpläne für die Integrationskurse brauchen – dann sind diese Forderungen nicht aus einem Bauchgefühl entstanden, sondern ganz handfest aus unseren eigenen Erfahrungen mit Zuwanderung.

Es geht bei der Integration nicht nur darum, Deutsch zu lernen. Wir müssen genauso viel Mühe darauf verwenden, unsere Werte zu vermitteln. Oder eben im Fall der jüdischen Zuwanderung hatten wir die Aufgabe, unsere Religion zu vermitteln. Denn viele Zuwanderer hatten in der damaligen  Sowjetunion gar keine Möglichkeit, die jüdischen Traditionen zu pflegen. Sie mussten erst wieder an die jüdische Religion herangeführt werden.

Ich will die Situation in unseren jüdischen Gemeinden nicht schönreden. Ähnlich wie die Kirchen weisen unsere Gemeinden eine ungünstige Altersstruktur auf. Daher sind unsere Mitgliederzahlen leicht rückläufig.

Dennoch existiert in sehr vielen Gemeinden - und durchaus nicht nur in den großen – ein sehr vielfältiges und lebendiges Miteinander. Das zeigt sich am ehesten an den Feiertagen. Doch auch darüber hinaus: Wir haben viele aktive Jugendzentren, in denen sich die jungen Leute an jedem Sonntag treffen. Es gibt viele kulturelle Angebote sowie Aktivitäten für die älteren Menschen in unseren Gemeinden.

Vielleicht erscheint Ihnen das jetzt schrecklich banal. Ich erwähne dies jedoch ganz bewusst: Denn unser jüdischer Alltag besteht weder ausschließlich aus Antisemitismus noch aus Diskussionen über den Nahost-Konflikt.

Beide Themen kommen vor. Beide spielen leider eine wichtige Rolle. Und ich werde darauf gleich noch zu sprechen kommen.

Doch die absolute Mehrzahl der Juden lebt gern in Deutschland, führt hier ein ganz normales mehr oder weniger religiöses Leben und betrachtet Deutschland als ihr Zuhause. Im Dezember veranstaltet der Zentralrat der Juden in Berlin einen viertägigen Gemeindetag, dem wir bewusst den Slogan „In Deutschland zuhause“ gegeben haben.

Über Antisemitismus und Israel müssen wir dennoch sprechen, wenn wir die gegenwärtige Lage der jüdischen Gemeinschaft näher beleuchten möchten.

Antisemitismus ist nichts Neues. Auch nach 1945 hat es ihn weiterhin gegeben. Auch schon vor 20 Jahren haben jüdische Eltern nach dem G’ttesdienst ihre Kinder gebeten, draußen die Kippa abzusetzen. Und auch schon vor 20, 30 Jahren erlebten Juden dumme Sprüche oder Beleidigungen, weil sie jüdisch waren.

Und auch schon seit sehr langer Zeit steht jede jüdische Einrichtung unter Polizeischutz und ist gesichert.

Deutschland kann sich viel zugutehalten auf seine Aufarbeitung der NS-Zeit. Aber der Antisemitismus war selbst dann nicht verschwunden, als es nur noch rund 20.000 Juden in ganz Deutschland gab.

Seit einigen Jahren hat sich aber ein stärkeres Bedrohungsgefühl in unserer Gemeinschaft ausgebreitet. Es waren verschiedene Ereignisse, die dazu beigetragen haben: der Anschlag auf das Jüdische Museum in Brüssel und auf die Synagoge in Kopenhagen sowie antisemitische Demonstrationen in Deutschland wegen des Gaza-Konflikts 2014. Die für Juden beunruhigende Lage in Frankreich trägt ebenfalls zu dem Bedrohungsgefühl bei. In Frankreich ereignen sich regelmäßig massive Übergriffe gegen Juden. Sie gehen dort vor allem von Migranten aus. Der islamistische Terrorismus, der unsere Gesellschaft insgesamt verunsichert, erscheint Juden noch bedrohlicher, weil wir dezidiert zum Feindbild der Islamisten gehören.

Auch in Deutschland geschehen regelmäßig antisemitische Vorfälle. Ein Rabbiner in Berlin wurde vor einigen Jahren krankenhausreif geprügelt, der Inhaber eines israelischen Restaurants wurde auf widerliche Weise beleidigt, ein jüdischer Schüler wurde so stark gemobbt, dass seine Eltern ihn von der Schule genommen haben, und im Prenzlauer Berg wurde ein Mann mit Kippa mit einem Gürtel geschlagen.

Gerade erst wurde in Israel eine neue Statistik über Antisemitismus weltweit veröffentlicht. Laut dem Bericht ist die Zahl schwerer gewalttätiger Übergriffe im vergangenen Jahr im Vergleich zu den Vorjahren um 13 Prozent gestiegen.

In Europa fanden die meisten Gewaltakte gegen Juden in Großbritannien statt, gefolgt von Frankreich und Deutschland.

Das Bedrohungsgefühl und die Sorgen, die sich in der jüdischen Gemeinschaft breit machen, haben also handfeste Gründe.

Nach der polizeilichen Kriminalstatistik in Deutschland werden die meisten antisemitischen Straftaten von Rechtsextremisten verübt. Nach unserer Erfahrung spiegelt das die Realität aber nicht wirklich wider. Aus unserer Sicht wichtig muss auch der Antisemitismus unter Muslimen offen angesprochen werden.

Wir haben nicht die Absicht, Muslime pauschal zu verunglimpfen oder unter Generalverdacht zu stellen. Es ist mir auch bewusst, dass ich es bei dem Thema riskiere, Applaus von der falschen Seite, nämlich von der AfD, zu erhalten.

Es hilft aber auch nicht weiter, Probleme zu verschweigen. Unter Migranten aus dem arabischen Raum ist eine tiefe Abneigung gegen Israel und Juden generell sehr verbreitet. Das ist insofern nicht erstaunlich, als in ihren Herkunftsländern die Feindschaft zu Israel quasi zur Staatsräson gehört. Schon in der Schule erhalten die Kinder Landkarten, auf denen Israel fehlt. Es kommen also Menschen zu uns oder leben bereits in der zweiten und dritten Generation in Deutschland, die in zentralen Fragen ein völlig anderes Wertegerüst mitbringen, als es nach unserer Tradition oder nach unserem Grundgesetz üblich ist.

Ich habe das vorhin ja schon einmal erwähnt: Wertevermittlung halte ich bei der Integration für genauso wichtig wie die Vermittlung der Sprache.

Derzeit ist es aber so, dass in der Regel in den Integrationskursen nicht einmal die Hälfte der Absolventen den Deutschtest am Ende schafft. Wie soll ich unsere Werte vermitteln, wenn keine sprachliche Verständigung möglich ist?

Hier sollten Bund und Länder aus tiefstem Eigeninteresse deutlich mehr Geld in die Hand nehmen, um die Integration der Einwanderer und Flüchtlinge zu verbessern und nicht immer wieder die gleichen Fehler zu machen.

Einen Israel-bezogenen Antisemitismus, der auf Juden generell übertragen wird, finden wir aber nicht nur bei Migranten. Er ist mittlerweile in Deutschland weit verbreitet und auch in bürgerlichen Kreisen, also der berühmten Mitte der Gesellschaft, anzutreffen.

Die Kritik an Israel ist dann so massiv, dass man spürt: an Israel werden andere Maßstäbe angelegt als an andere Staaten. Der frühere israelische Minister Nathan Sharansky hat für die antisemitisch geprägte Israel-Kritik die sogenannte und Ihnen sicher wohl bekannte 3-D-Formel aufgestellt: Doppelstandards, Dämonisierung und Delegitimierung.

Wenn an Israel strengere moralische Maßstäbe angelegt werden, oder wenn Israel als der böse Goliath gegen David in Form der Palästinenser dargestellt wird, oder wenn das Existenzrecht Israels in Frage stellt wird – dann können wir von Antisemitismus sprechen.

Was schwingt in dieser Form der Kritik an Israel? Ganz häufig eine Schuldabwehr: Deutsche erheben mit einer gewissen Zufriedenheit den Zeigefinger und sagen: Schaut, die Juden sind auch keine besseren Menschen. Wir wollen uns nicht mehr die Verbrechen der Nazis vorhalten lassen, denn was die Juden mit den Palästinensern machen, so wird behauptet, ist auch nichts anderes.

Das, meine Damen und Herren, ist Antisemitismus!

Die Begegnungen zwischen jungen Israelis und jungen Deutschen, die Sie hier im Schloss Gollwitz organisieren, sind daher ungeheuer wertvoll. Sie unterziehen sich der Mühe, in die Tiefen des komplizierten Nahost-Konflikts einzusteigen und den jungen Menschen zu erklären: Mit einem simplen Schwarz-Weiß-Schema lässt sich die Lage im Nahen Osten nicht verstehen.

Ich bin überzeugt, dass die Teilnehmer dieser Begegnungen mit mehr Wissen über Israel und einem objektiveren Bild die Begegnungsstätte verlassen, als viele Erwachsene es haben. Außerdem entstehen bei den Begegnungen persönliche Verbindungen, vielleicht manchmal sogar Freundschaften.

Die Betonung der historischen Verantwortung Deutschlands für Israel, die mir manchmal wie eine leere Worthülse vorkommt, erfüllen Sie tatsächlich mit Leben. Das können wir gar nicht hoch genug schätzen!

Da ich den Wert persönlicher Begegnungen gerade erwähnt habe, möchte ich Ihnen noch von einem recht neuen Projekt des Zentralrats der Juden berichten.

Im Schuljahr 2017/2018 haben wir das Projekt „Likrat – Jugend und Dialog“ gestartet. „Likrat“ ist hebräisch und bedeutet „aufeinander zu“.

Für das Projekt haben wir inzwischen gut 100 Jugendliche, Likratinos genannt, zwischen 15 und 19 Jahren ausgebildet. Die Likratinos besuchen jeweils in Zweier-Teams Schulklassen. Dort erklären sie gleichaltrigen Schülern – also auf Augenhöhe – was ihr Judentum ausmacht, wie ihr jüdischer Alltag aussieht, und  - ja auch welchen Vorurteilen sie mitunter ausgesetzt sind. In mehreren Seminaren bereiten wir die Jugendlichen auf ihre Einsätze in Schulen vor, damit sie sowohl für alle Fragen als auch gegen mögliche verbale Attacken gewappnet sind.

Für die Schulklassen ist dies häufig das erste Mal, dass sie Juden in ihrem Alter kennenlernen. Die Hemmschwelle, alle Fragen loszuwerden, ist gegenüber Gleichaltrigen natürlich viel niedriger als gegenüber Erwachsenen oder gar Autoritätspersonen wie einem Rabbiner. Daher kommen meistens sehr lebhafte Gespräche zustande. Und die Jugendlichen gehen mit einer sehr wichtigen Erkenntnis nach Hause: Die sind zwar jüdisch, aber eigentlich gar nicht anders als wir. Viele Vorurteile fallen dann in sich zusammen.

Dieses Begegnungsprojekt ist für uns ein wichtiger Baustein in der Prävention und Bekämpfung von Antisemitismus.

Zu der inzwischen immer weiter verbreiteten Ablehnung Israels und dem eben erwähnten Antisemitismus unter Muslimen kommt noch ein Phänomen hinzu, das vor allem die aktuellen Sorgen in der jüdischen Gemeinschaft verursacht: das ist der Rechtsruck in Deutschland.

Ich halte es für notwendig, dass Politik und Sicherheitsbehörden nicht nur die AfD, sondern vor allem den Rechtsextremismus stärker in den Blick nehmen. Vor zehn Tagen, am 1. Mai, marschierten im sächsischen Plauen Neonazis auf. Organisiert war die Demo von der rechtsextremen Partei „Der dritte Weg“. Ich weiß nicht, ob Sie die Bilder dieser Demo vor Augen haben. Mir lief es kalt den Rücken herunter. Hier wurden meines Erachtens bewusst Assoziationen mit SA-Aufmärschen geweckt.

Sachsen ist in diesem Fall seiner demokratischen Verantwortung nicht nachgekommen. Hier hätten die rechtlichen Spielräume stärker genutzt werden müssen, um mit strengeren Auflagen solche Bilder zu verhindern. Auch mehr politische Unterstützung für die Gegen-Demo wäre wünschenswert gewesen.

Ebenso wie vor kurzem die Ausschreitungen in Chemnitz sind es solche Ereignisse, die gerade in der jüdischen Gemeinschaft für Verunsicherung sorgen.

Hinzu kommen die politischen Erfolge der AfD. Diese Partei hat so starke Verbindungen in die rechtsextreme Szene und zu rechtsextremen Denkschulen, dass die Bezeichnung „Rechtspopulisten“ in meinen Augen schon fast verharmlosend ist.

Es ist zwar deutlich zu spüren, wie sich die führenden Politiker der Partei derzeit zügeln, seit der Verfassungsschutz die AfD zum Prüffall erklärt hat. Doch ich bin davon überzeugt, dass die Tendenzen, den Nationalsozialismus zu relativieren und einen Schlussstrich zu ziehen, weiterhin uneingeschränkt vorhanden sind.

Der bevorstehenden Europa-Wahl kommt daher eine hohe Bedeutung zu. Vielleicht ist sie eine der wichtigsten Wahlen seit Bestehen der EU. Es wird zunehmend deutlich, wie sich die Rechtspopulisten in den europäischen Ländern vernetzen. Daher muss es das Ziel aller Demokraten sein, den Einfluss der nationalistischen und rechtspopulistischen Parteien einzudämmen. Das können wir: Indem wir wählen gehen und unsere Stimme einer tatsächlich demokratischen und europafreundlichen Partei geben.

Frieden ist auf diesem blutgetränkten Kontinent wahrlich nicht selbstverständlich. Der wachsende Nationalismus ist beängstigend. Daher gilt es, die Errungenschaften der europäischen Einigung zu wahren.

Erst vor wenigen Tagen haben wir in der Gedenkstätte Dachau der Befreiung vor 74 Jahren gedacht. Kurz zuvor war ich bei der Gedenkfeier in Flossenbürg. Dann blicke ich in die Gesichter der Überlebenden und muss nicht lange fragen, welche Werte es in Europa zu verteidigen gilt.

Wir werden ja gleich Ihr Projekt „Clips for Europe“ präsentiert bekommen. Darauf bin ich gespannt und freue mich sehr. Es gibt so viele junge Menschen, die sich weiterhin für Europa begeistern und Brücken bauen in andere Länder.

Das, meine Damen und Herren, ist die Zukunft. Das macht Hoffnung!

Doch kehren wir noch einmal zur aktuellen Lage der jüdischen Community zurück. Häufig werden wir gefragt, welche Konsequenzen wir nun aus dieser Lage ziehen. Es ist auffällig, wie stark sich Medien in jüngster Zeit dafür interessieren, ob es eine Auswanderung gibt. Das kann ich klar verneinen.

Es gab ja lange Zeit das Bild, die Juden in Deutschland säßen auf gepackten Koffern. Nach mehreren Jahrzehnten änderte sich das, und wir sagten, unsere Koffer seien jetzt ausgepackt.

Das ist nach wie vor der Fall. Allerdings muss ich einräumen, hin und wieder schauen wir nach, wo unsere Koffer stehen.

Ich denke, das beschreibt die momentane Stimmungslage ganz gut.

Denn es gibt weder eine Auswanderungswelle noch sind es weite Teile der Community, die eine Auswanderung planen.

Ganz schlicht ausgedrückt: Deutschland ist unser Zuhause!

Und ich hoffe, dass dies für die Mehrheit der Deutschen eine gute Nachricht ist!

Dass sich Juden in Deutschland wieder zu Hause fühlen, das hat sehr viel mit Orten wie der Begegnungsstätte Schloss Gollwitz zu tun. Denn bei allen beunruhigenden politischen Entwicklungen, die wir konstatieren müssen, dürfen wir doch nicht vergessen:

Die große Mehrheit im Land wählt weder rechts- noch linksextrem und ist auch nicht rassistisch oder antisemitisch eingestellt. In Schloss Gollwitz leisten Sie Ihren Beitrag dazu, dass dies weiterhin eine große Mehrheit bleibt.

Im Namen der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland wünsche ich Ihnen daher für die Zukunft weiterhin viel Erfolg sowie stets ausreichende Unterstützung! Wir verfolgen Ihre Arbeit mit Dank und Anerkennung!

Daher zum zehnjährigen Bestehen ein herzliches Masal tow!

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

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