09. Mai 2023
Rede
VERLEIHUNG DES LORD JAKOBOVITS PREISES
Kwod Harabanim,
sehr geehrter Herr Rabbiner Goldschmidt,
sehr geehrter Ministerpräsident Dr. Söder,
unsere Zeit ist geprägt vom Nebeneinander der modernen schnellen Zeit und des Langsamen, des Alten, der Tradition, ja der Religion. „Lederhose und Laptop“ wurde das in Bayern, meine ich, einmal genannt.
Sie schreiben, sehr geehrter Rabbiner Goldschmidt, in Ihrer Erläuterung zum Lord-Jakobovits-Preis, dieser habe sich sein Leben lang dafür eingesetzt, den Wert des Glaubens in einer sich modernisierenden Welt zu schätzen. Und ich verstehe das genau in diesem Sinne, sich für einen kurzen Moment in eine andere Welt begeben zu können. Dass Jüdinnen und Juden in Bayern diesen Halt haben, dass sie sich hier nicht nur geschützt, sondern auch willkommen fühlen, dazu haben Sie, sehr geehrter Herr Dr. Söder, als Ministerpräsident des Freistaats Bayern einen großen Beitrag geleistet. Sie leisten ihn auch weiterhin, vor gerade einmal drei Wochen haben wir in Bayern den Staatsvertrag mit den jüdischen Gemeinden angepasst: Ein wirkliches Zeichen des Vertrauens und der Freundschaft.
Lieber Herr Dr. Söder, uns Franken wird ja gerne nachgesagt, wir seien etwas wortkarg. Ich möchte eher sagen, wir machen lieber, anstatt nur zu reden. Und am Ende heißt es dann „Bassd scho!“ Diese Natur, die auch Sie verkörpern, ist für die jüdische Gemeinschaft, nicht nur in Franken, sondern in ganz Bayern, ein Segen. Sie zeigt die Selbstverständlichkeit mit der jüdisches Leben zu unserem Land und zu unserer Gesellschaft gehört. Eine Selbstverständlichkeit, die immer noch in Gefahr ist, und die verteidigt werden muss.
Sie setzen sich aus einer intrinsischen Motivation für die jüdische Gemeinschaft und den Kampf gegen Antisemitismus in Bayern ein und das strahlt natürlich auch über die Landesgrenzen hinaus. Gerade gestern war ich auf dem Treffen der Antisemitismusbeauftragten der Justiz aus ganz Deutschland hier in München. Als erstes hatte der Freistaat Bayern die Einrichtung einer hauptamtlichen Position beschlossen und nun ziehen andere nach.
Diese Arbeit ist in meinen Augen von großem Wert im Kampf gegen Antisemitismus. Unsere Justiz tut sich leider immer noch schwer damit, Antisemitismus überhaupt als solchen zu erkennen. Dass sich daran aktuell etwas ändert, geht also auch auf die Initiative der bayerischen Staatsregierung zurück.
Diese Ehrung leuchtet mir also in allen Punkten ein und ich gratuliere Ihnen, lieber Herr Dr. Söder, dazu von ganzem Herzen! Im Leben eines Ministerpräsidenten gibt es, so vermute ich, nicht immer Zeit für Besinnung, für einen Rückzug in das eigene Innere oder das Eintauchen in die Welt der Langsamkeit, der Ruhe. Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich dennoch diesen Luxus von Zeit zu Zeit einmal nehmen können und dann denken Sie vielleicht auch an diesen Tag. Er hätte damit schon einen großen Zweck erfüllt.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!
sehr geehrter Herr Rabbiner Goldschmidt,
sehr geehrter Ministerpräsident Dr. Söder,
unsere Zeit ist geprägt vom Nebeneinander der modernen schnellen Zeit und des Langsamen, des Alten, der Tradition, ja der Religion. „Lederhose und Laptop“ wurde das in Bayern, meine ich, einmal genannt.
Sie schreiben, sehr geehrter Rabbiner Goldschmidt, in Ihrer Erläuterung zum Lord-Jakobovits-Preis, dieser habe sich sein Leben lang dafür eingesetzt, den Wert des Glaubens in einer sich modernisierenden Welt zu schätzen. Und ich verstehe das genau in diesem Sinne, sich für einen kurzen Moment in eine andere Welt begeben zu können. Dass Jüdinnen und Juden in Bayern diesen Halt haben, dass sie sich hier nicht nur geschützt, sondern auch willkommen fühlen, dazu haben Sie, sehr geehrter Herr Dr. Söder, als Ministerpräsident des Freistaats Bayern einen großen Beitrag geleistet. Sie leisten ihn auch weiterhin, vor gerade einmal drei Wochen haben wir in Bayern den Staatsvertrag mit den jüdischen Gemeinden angepasst: Ein wirkliches Zeichen des Vertrauens und der Freundschaft.
Lieber Herr Dr. Söder, uns Franken wird ja gerne nachgesagt, wir seien etwas wortkarg. Ich möchte eher sagen, wir machen lieber, anstatt nur zu reden. Und am Ende heißt es dann „Bassd scho!“ Diese Natur, die auch Sie verkörpern, ist für die jüdische Gemeinschaft, nicht nur in Franken, sondern in ganz Bayern, ein Segen. Sie zeigt die Selbstverständlichkeit mit der jüdisches Leben zu unserem Land und zu unserer Gesellschaft gehört. Eine Selbstverständlichkeit, die immer noch in Gefahr ist, und die verteidigt werden muss.
Sie setzen sich aus einer intrinsischen Motivation für die jüdische Gemeinschaft und den Kampf gegen Antisemitismus in Bayern ein und das strahlt natürlich auch über die Landesgrenzen hinaus. Gerade gestern war ich auf dem Treffen der Antisemitismusbeauftragten der Justiz aus ganz Deutschland hier in München. Als erstes hatte der Freistaat Bayern die Einrichtung einer hauptamtlichen Position beschlossen und nun ziehen andere nach.
Diese Arbeit ist in meinen Augen von großem Wert im Kampf gegen Antisemitismus. Unsere Justiz tut sich leider immer noch schwer damit, Antisemitismus überhaupt als solchen zu erkennen. Dass sich daran aktuell etwas ändert, geht also auch auf die Initiative der bayerischen Staatsregierung zurück.
Diese Ehrung leuchtet mir also in allen Punkten ein und ich gratuliere Ihnen, lieber Herr Dr. Söder, dazu von ganzem Herzen! Im Leben eines Ministerpräsidenten gibt es, so vermute ich, nicht immer Zeit für Besinnung, für einen Rückzug in das eigene Innere oder das Eintauchen in die Welt der Langsamkeit, der Ruhe. Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich dennoch diesen Luxus von Zeit zu Zeit einmal nehmen können und dann denken Sie vielleicht auch an diesen Tag. Er hätte damit schon einen großen Zweck erfüllt.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!
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