03. Dezember 2018
Rede
Chanukka am Brandenburger Tor

Anrede,
das Lichterzünden am Brandenburger Tor ist inzwischen ein fester Termin im Berliner Kalender. Ich freue mich sehr, dass ich heute Abend dabei sein kann, wenn das erste Licht der Chanukkia entzündet wird.
Denn so wie Juden in Deutschland wissen, was ein Adventskranz ist, so sollten auch alle Nicht-Juden in Deutschland wissen, was eine Chanukkia ist. Seit dem Zweiten Weltkrieg sind so viele Jahrzehnte vergangen, in denen wir miteinander in diesem Land leben. Es wird höchste Zeit, dass wir uns gegenseitig noch viel besser kennenlernen.
Daher danke ich der Jüdischen Gemeinde zu Berlin und insbesondere Rabbiner Teichtal für ihr Engagement, seit Jahren diesen großen Chanukka-Leuchter hier am Brandenburger Tor aufzustellen. Die Stadt Berlin beweist damit zugleich ihre Offenheit.
Die Hauptstadt setzt deutliche Zeichen. Ebenso wie es vor wenigen Wochen der Berliner Innensenator getan hat, als er einen Neonazi-Aufmarsch, der ausgerechnet für den 9. November angemeldet war, verboten hat. Das war genau die richtige Entscheidung. Es ist schwer nachvollziehbar, wie das Oberverwaltungsgericht zu einer Aufhebung des Verbots kommen konnte.
Hier am Brandenburger Tor wollen wir Zeichen einer weltoffenen Hauptstadt sehen wie mit diesem Chanukka-Leuchter. Auf Fackelmärsche können wir gut verzichten!
Und die Berliner haben sich von der Gerichtsentscheidung nicht beeindrucken lassen. Mehr als 1.000 Berlinerinnen und Berlin haben sich dem kleinen Häuflein Neonazis entgegengestellt.
Sie haben verhindert, dass das Gedenken an die Opfer der Schoa in den Schmutz gezogen wurde.
Sie haben das demokratische, das tolerante, das schöne Gesicht von Berlin gezeigt!
Es gab in der zweiten Jahreshälfte viele solcher ermutigender Zeichen: Viele tausend Menschen sind auf die Straße gegangen, um für ein weltoffenes, menschliches Deutschland zu kämpfen.
Sie, sehr geehrter Herr Bundespräsident, haben das in Ihrer Rede am 9. November in der Gedenkstunde des Deutschen Bundestags ganz wunderbar formuliert. Sie sagten:
„Gerade die Geschichte der Weimarer Republik zeigt doch, wie sehr wir Bürgerinnen und Bürger brauchen, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen, die sich den Mühen demokratischer Politik aussetzen – weil sie an ihren Wert glauben. Ich wünsche mir, dass heute (…) möglichst viele Menschen in unserem Land dem Wert der parlamentarischen Demokratie nicht nur nachspüren – sondern dass sie daraus Kraft schöpfen, den Mut fassen, sich in und für diese Demokratie zu engagieren.“
Diese politische Haltung für ein weltoffenes Deutschland müssen wir uns auch in unserem Alltag zu Eigen machen. Zivilcourage, Respekt, Rücksicht – das müssen wir uns Tag für Tag auf die Fahnen schreiben.
Manchmal fällt das nicht leicht. Die Chanukka-Geschichte zeigt uns jedoch: Scheinbar unmögliche Dinge werden möglich, wenn wir es nur wollen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen, dass die Chanukka-Freude Sie trägt und Mut macht:
Mut, neue Wege zu gehen
Mut, auf Fremde zuzugehen
und Mut, für unsere Demokratie einzustehen.
Chanukka Sameach!
das Lichterzünden am Brandenburger Tor ist inzwischen ein fester Termin im Berliner Kalender. Ich freue mich sehr, dass ich heute Abend dabei sein kann, wenn das erste Licht der Chanukkia entzündet wird.
Denn so wie Juden in Deutschland wissen, was ein Adventskranz ist, so sollten auch alle Nicht-Juden in Deutschland wissen, was eine Chanukkia ist. Seit dem Zweiten Weltkrieg sind so viele Jahrzehnte vergangen, in denen wir miteinander in diesem Land leben. Es wird höchste Zeit, dass wir uns gegenseitig noch viel besser kennenlernen.
Daher danke ich der Jüdischen Gemeinde zu Berlin und insbesondere Rabbiner Teichtal für ihr Engagement, seit Jahren diesen großen Chanukka-Leuchter hier am Brandenburger Tor aufzustellen. Die Stadt Berlin beweist damit zugleich ihre Offenheit.
Die Hauptstadt setzt deutliche Zeichen. Ebenso wie es vor wenigen Wochen der Berliner Innensenator getan hat, als er einen Neonazi-Aufmarsch, der ausgerechnet für den 9. November angemeldet war, verboten hat. Das war genau die richtige Entscheidung. Es ist schwer nachvollziehbar, wie das Oberverwaltungsgericht zu einer Aufhebung des Verbots kommen konnte.
Hier am Brandenburger Tor wollen wir Zeichen einer weltoffenen Hauptstadt sehen wie mit diesem Chanukka-Leuchter. Auf Fackelmärsche können wir gut verzichten!
Und die Berliner haben sich von der Gerichtsentscheidung nicht beeindrucken lassen. Mehr als 1.000 Berlinerinnen und Berlin haben sich dem kleinen Häuflein Neonazis entgegengestellt.
Sie haben verhindert, dass das Gedenken an die Opfer der Schoa in den Schmutz gezogen wurde.
Sie haben das demokratische, das tolerante, das schöne Gesicht von Berlin gezeigt!
Es gab in der zweiten Jahreshälfte viele solcher ermutigender Zeichen: Viele tausend Menschen sind auf die Straße gegangen, um für ein weltoffenes, menschliches Deutschland zu kämpfen.
Sie, sehr geehrter Herr Bundespräsident, haben das in Ihrer Rede am 9. November in der Gedenkstunde des Deutschen Bundestags ganz wunderbar formuliert. Sie sagten:
„Gerade die Geschichte der Weimarer Republik zeigt doch, wie sehr wir Bürgerinnen und Bürger brauchen, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen, die sich den Mühen demokratischer Politik aussetzen – weil sie an ihren Wert glauben. Ich wünsche mir, dass heute (…) möglichst viele Menschen in unserem Land dem Wert der parlamentarischen Demokratie nicht nur nachspüren – sondern dass sie daraus Kraft schöpfen, den Mut fassen, sich in und für diese Demokratie zu engagieren.“
Diese politische Haltung für ein weltoffenes Deutschland müssen wir uns auch in unserem Alltag zu Eigen machen. Zivilcourage, Respekt, Rücksicht – das müssen wir uns Tag für Tag auf die Fahnen schreiben.
Manchmal fällt das nicht leicht. Die Chanukka-Geschichte zeigt uns jedoch: Scheinbar unmögliche Dinge werden möglich, wenn wir es nur wollen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen, dass die Chanukka-Freude Sie trägt und Mut macht:
Mut, neue Wege zu gehen
Mut, auf Fremde zuzugehen
und Mut, für unsere Demokratie einzustehen.
Chanukka Sameach!
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