"Manche Menschen haben keine Scheu mehr, die NS-Verbrechen zu relativieren"



Zentralratspräsident Dr. Josef Schuster hat am Festakt zur Enthüllung einer Gedenkstele für den früheren jüdischen Besitzer der heutigen Dienstvilla des Bundespräsidenten teilgenommen. Dabei betonte er, wie wichtig die Erinnerung an die Verbrechen der Nazis ist.

Am Montag (4. Juni) ist an der Dienstvilla des Bundespräsidenten in Berlin-Dahlem eine Gedenkstele für den früheren jüdischen Besitzer Hugo Heymann und seine Frau Maria enthüllt worden. Unter dem Druck der beginnenden Verfolgung durch die Nationalsozialisten hatte das Ehepaar Heymann die Villa 1933 unter Wert verkauft. Bei dem Versuch, nach Norwegen zu emigrieren, wurde Hugo Heymann später von der Gestapo verhaftet und misshandelt. Er starb 1938 an den Folgen der Misshandlung. Maria Heymann, die nicht jüdisch war, überlebte den Krieg.

Am Festakt anlässlich der Enthüllung der Gedenkstele nahm neben Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und dessen Frau Elke Büdenbender auch der Präsident des Zentralrats der Juden, Dr. Josef Schuster, teil.

Dr. Schuster erklärte: „Aus Sicht des Zentralrats der Juden ist es ein wichtiges Signal, öffentlich an die Vergangenheit dieses Hauses und an dessen ehemaligen Eigentümer Hugo Heymann und seine Ehefrau Maria zu erinnern. Die Geschichte zeigt auf sehr typische Weise, wie nach der Machtübernahme der Nazis Juden Schritt für Schritt ihre Lebensgrundlage entzogen wurde und die Repression und Verfolgung ihren Anfang nahm. In unseren Zeiten, in denen wieder spalterische Tendenzen in der Gesellschaft sichtbar werden und manche Menschen keine Scheu mehr davor haben, die NS-Verbrechen zu relativieren, halte ich diese Erinnerung für besonders bedeutend. Daher bin ich dem Bundespräsidenten dankbar für die Gedenkstele und seine deutlichen Worte.“

Mit Blick auf die Debatte über jüngste Äußerungen des AfD-Vorsitzenden Alexander Gauland fügte Dr. Schuster hinzu: „Das Geschäftsmodell ,Provokation‘ der AfD ist wieder aufgegangen: Die geschichtsrelativierende und völlig inakzeptable Aussage von Parteichef Alexander Gauland reiht sich ein in eine Vielzahl verharmlosender Aussagen über die NS-Zeit. Die Partei spricht immer wieder von Einzelfällen, doch davon kann keine Rede sein. Diese Ansichten finden sich bis hin zur Parteispitze, wie sich an der jüngsten Äußerung von Herrn Gauland zeigt. Die rhetorische Entgleisung des AfD-Vorsitzenden macht einmal mehr deutlich, wes Geistes Kind die Partei ist.“

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