Gedenken an Schoa muss Teil der deutschen Staatsräson bleiben



In diesem Jahr gedenken wir der Befreiung der nationalsozialistischen Konzentrationslager vor 75 Jahren. Mit dem Zweiten Weltkrieg und ihrer Rassenideologie hatten die Nazis Tod und Vernichtung über den europäischen Kontinent und darüber hinaus gebracht.

 Sechs Millionen jüdische Männer, Frauen und Kinder wurden in der Schoa ermordet.

Für viele heute lebenden Menschen sind diese Verbrechen sehr weit weg gerückt. Für die jüdische Gemeinschaft sind sie sehr nah und werden es immer sein. Wir gedenken unserer Familienangehörigen, der Leben grausam ausgelöscht wurde. In den nachfolgenden Generationen sind die Spuren der Schoa noch sichtbar. Zugleich übernehmen wir von den Zeitzeugen den Staffelstab, um die Erinnerung zu wahren und weiterzutragen. Das ist unsere immerwährende Verantwortung.

Wir gedenken auch all jener Juden, die in den Armeen der Alliierten kämpften und Deutschland befreiten. Viele haben diesen Einsatz mit ihrem Leben bezahlt. Heute sind nicht mehr viele Überlebende der Schoa unter uns. Ihnen einen Lebensabend in Würde zu bereiten, ist unser aller Verpflichtung.

In dieser Verantwortung steht Deutschland insgesamt. Das Leid, das allen Opfern der NS-Verbrechen angetan wurde, ist nicht wiedergutzumachen. Doch gerade Deutschland trägt aufgrund seiner Vergangenheit eine besondere Verantwortung für die Wahrung der Menschenwürde, für eine tolerante Gesellschaft und für Israel.

Anlässlich des Internationalen Holocaust-Gedenktags erklärt der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster: „Über Jahrzehnte war es Konsens in der Bundesrepublik, dass die Erinnerung an die Schoa zur deutschen Staatsräson gehört. Doch dieser Konsens bröckelt. Wenn wir jetzt nicht gegensteuern, könnte unsere Demokratie ernsthaft gefährdet sein. In diesem Gedenkjahr müssen wir alle Kräfte bündeln, um die Lehren aus der Schoa wieder in den Köpfen zu verankern. Es geht nicht nur um die Zukunft der jüdischen Gemeinschaft, sondern um die Zukunft Europas. Wer den Abgrund von Auschwitz kennt, wird die Menschenwürde nie aufs Spiel setzen.“

 

Berlin, 26. Januar 2020 / 29. Schwat 5870 

 

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