Ansprache zur 70. Wiederkehr des 9. November 1938



Von Dr. Dieter Graumann, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland

gehalten am 10. November 2007 in der Frankfurter Paulskirche
- Es gilt das gesprochene Wort -

Runder Gedenktag – mit Ecken und Kanten

In diesem Jahr jährt sich die Reichs-Pogromnacht nun also zum siebzigsten Mal.

Freilich:

Auch runde Jubiläen können Ecken und Kanten haben.

Das mag zwar zunächst widersinnig klingen.

Aber Gefühle richten sich nun einmal nicht nach den kalten Gesetzen der Geometrie – sondern führen ein irrationales und machtvolles Eigenleben.

Mit Gefühlen kann man auch nicht groß diskutieren.

Und durchaus kantig wird eben selbst ein runder Jahrestag dann, wenn er sich nun mal nicht so leicht und komfortabel und gefällig glätten lässt – sondern hart und sperrig und unbequem bleibt.

Und alles, was mit der Nazizeit zu tun hat, bleibt nun einmal bis heute so schwierig, so krass und kompliziert, dass auch runde Gedenktage am Ende doch so gar nichts rund machen, sondern allenfalls Anlass sind, noch einmal und wieder einmal Wichtiges zu bedenken und in Erinnerung zu rufen.

Statt rundes Erinnern also kantiges Gedenken – was auch sonst?

Gibt es in diesem Jahr daher denn eigentlich eine bloße Inflationierung von Gedenken?

Sind es sinnentleerte Gedenkrituale?

Freilich:

Selbst ritualisiertes Gedenken wäre immer noch besser als planvolles Vergessen.

Sicher: Es gibt einen ganz natürlichen Impuls des Menschen, zu vergessen.

Vergessen von Leid macht das Leben leichter und ist eine Versuchung, der man nicht immer widerstehen kann und auch nicht immer widerstehen soll.

Fatal aber wird es, wenn die süße Versuchung des Vergessens sozusagen zur Einstiegdroge wird, die uns fortführt von der Wahrheit und uns hinführt auf einen Weg, der über das vermeintliche Verschönern, das „Aufhübschen", am Ende sogar zur Verfälschung der Wahrheit führt.

Und tatsächlich:

Mehr und mehr erleben wir gemeinsam in den letzten Jahren den Versuch, Geschichte neu zu bewerten.

Die Umdeutung der Geschichte in Deutschland ist in vollem Gang.

Ja: Wir erleben eine markante Tendenz zum Geschichtsrevisionismus.

Auffallend ist alleine schon:

Wir befinden uns, was bereits die bloße Bezeichnung, die Benennung der Deutschen in der Nazizeit angeht, in einer bemerkenswerten Verwandlungsphase.

Ein rasender „Titel-Transit" ist hier unterwegs – und er fährt und führt uns rasant weg von der Wahrheit ins Land der Verharmlosung und der Verfälschung.

Denn: Wir sind hier auf dem Weg von der sogenannten „Tätergeneration" zur „Zeitzeugen- oder Erlebnis-Generation" und werden womöglich sogar schon bald pauschal bei der „Opfergeneration" angekommen sein.

Denn:

Inzwischen präsentiert man uns unter den Deutschen von damals doch fast nur noch Opfer der Nazizeit, nahezu täglich werden es mehr.

Man fragt sich dann schon gelegentlich verwundert: Wo waren denn eigentlich die Täter?

Deutsche als Opfer der Nazizeit – dieses Thema wird immer lauter, inzwischen auch schriller, transportiert und inszeniert.

Dabei wird zu oft scheinbar versöhnlich, in Wahrheit aber: denn doch ziemlich scheinheilig, suggeriert:

Am Ende waren doch alle Menschen jener Zeit irgendwie Opfer.

Und haben wir, so wird dann begütigend hinzu gefügt, daher nicht alle gemeinsam gelitten?

Kein Zweifel: Jedes einzelne menschliche Leid ist ein Leid zuviel und verdient unsere volle, uneingeschränkte Empathie.

Aber: Verwischen wir doch auch bitte nicht die Fakten:

Zwar gab es niemals eine Kollektivschuld für das größte Verbrechen der Geschichte.

Aber sehr wohl gab es individuelle Schuld – die aber gab es leider massenweise.

Ja: Es gab millionenfache individuelle Schuld von Deutschen jener Zeit.

Inzwischen wissen wir, dass mindestens 200.000 Menschen direkt und unmittelbar mit dem Vollzug des Holocaust beschäftigt waren – Täter pur also.

Und unverständlich bleibt bis heute, dass davon nur ganze 6.500 nach dem Krieg verurteilt wurden, davon wiederum lediglich 1.200 wegen eines NS-Tötungsdelikts.

Was für eine beschämende Bilanz: So wenige Verurteilungen bei so vielen Tätern!

Und nicht zu vergessen ist:

Es waren doch obendrein noch Millionen Andere am Werk:

Die vielen Helfer und Helfershelfer, die willigen und beflissenen Beamten, die kalten, bösen Schreibtischtäter, die miesen Denunzianten – und die vielen Wegschauer gab es ja auch noch.

Sie mögen nicht immer alles genau gewusst haben.

Aber immer wussten sie genug, um ganz genau zu wissen, dass sie gar nichts Genaues wissen wollten.

Und da waren noch die vielen Menschen, die ganz direkt von geraubtem jüdischen Vermögen profitierten und die sich auch sehr gerne entsprechend bedienten. Schuldige gab es also damals reichlich, ja überreichlich.

Offenbar hatten die Allermeisten von ihnen auch nicht einmal die Spur von schlechtem Gewissen.

Das von der großen Mehrheit der Deutschen über Jahre mit großer Begeisterung getragene Nazi-Regime betrieb Ausgrenzung und Verbrechen gegen die Juden schließlich ausdrücklich, offiziell und offen als Staatsziel.

Und zu Viele damals stimmten dem von Herzen zu, jedenfalls im Grundsatz – wenn auch nicht immer in den vielen hässlichen Details.

Hitler und das ganze Nazi-Regime wiederum waren schließlich getrieben vom „Erlösungsantisemitismus", wie es Saul Friedländer so treffend benannte.

Vom finsteren Wahn, ja nahezu von der Religion, dass an der Vernichtung des jüdischen Wesens die ganze Welt, mindestens aber doch Deutschland genesen würde.

Natürlich:

Selbstverständlich kann und darf man die Menschen von heute auf gar keinen Fall für die Verbrechen von damals verantwortlich machen.

Und von „Schuld" etwa derer, die heute hier leben, darf man erst überhaupt nicht zu reden, ja nicht einmal daran zu denken beginnen.

Nichts wäre ungerechter – und auch schädlicher.

Aber: Sehr wohl können wir die Menschen von heute dafür verantwortlich machen, wie sie mit der Erinnerung an früher umgehen.

Und daher verbitten wir uns hier auch ausdrücklich alle Gleichsetzungen auf einer moralisch schiefen Ebene:

Denn: Der Holocaust ist mit nichts, mit keinem anderen Leid der Nazizeit auf eine Stufe zu stellen.

Und dabei bleibt es.

Natürlich ist, um ein immer wieder besonders heftig und laut vorgetragenes Beispiel zu nehmen, unbestritten und unbestreitbar, dass es bei den Vertriebenen großes, schweres Leid gegeben hat.

Und jedes Leid schmerzt immer und wird subjektiv als ganz besonders schwer empfunden.

Der eigene Schmerz ist stets der heftigste.

Das ist nur menschlich.

Aber wir heute müssen dieses Leid doch auch historisch einordnen.

Und zur historischen Wahrheit gehört:

Ohne den Überfall von Nazi-Deutschland auf den Osten, ohne die brutale Naziherrschaft überhaupt, und ja: ohne die Verbrechen von Deutschen IM Osten hätte es niemals die Verbrechen AN Deutschen im Osten gegeben.

Damit das klar ist:

Das eine rechtfertigt niemals das andere – das darf nicht sein.

Aber die Kette von Ursache und Wirkung darf nicht einfach zerschmettert werden.

Wer das dennoch täte, machte sich der Verharmlosung und der Verfälschung schuldig.

Und zur historischen Wahrhaftigkeit gehört auch:

Gerade unter jenen, die später vertrieben wurden, gab es viel zu Viele, die Hitler und den Nazis fanatisch zujubelten, die das Naziregime und seine Verbrechen jahrelang überzeugt mit trugen – sogar nicht selten selbst Teil des Verbrecher-Regimes waren.

Natürlich: Das unverschuldete Leid der Vertriebenen verdient unsere volle Empathie.

Und wir erleben in letzter Zeit zunehmend, dass dieses Leid medial groß inszeniert, dann auch instrumentalisiert wird – und damit auch gelegentlich teilweise, verfälscht.

Denn: Große, schwülstige TV-Schmonzetten zu diesem Thema, oft sehr heikles „Histo-tainment", offenbaren hier oft nur einen kleinen Ausschnitt der Wahrheit und verstellen so zu häufig deren größeren Teil.

Auf der „Gustloff" etwa, ganz groß in Szene gesetzt in diesem Jahr, „hockten keineswegs nur kriegsmüde Unschuldlämmer" – wie Tanja Dückers in der ZEIT treffend bemerkte.

Das rechtfertigt natürlich noch lange nicht diese schreckliche Katastrophe, aber es gehört doch auch mit ins Bild.

Denn: Zu oft zeigen uns diese Fernseh-Events dann vor allem rührselig das leidvolle Ende der Nazizeit – und blenden damit die eigentliche Nazizeit, ihre boshafte Blüte sozusagen, weichzeichnend aus.

Denn die gleichen, nein: die selben, Menschen, die uns zum Ende der Nazizeit dort oft so schmachtend leidend vorgeführt werden, waren es doch oft, die eben dieses Naziregime fanatisch bejubelten, seine Verbrechen sahen und billigten und davon auch nicht selten sehr persönlich profitierten.

Dabei bleibt es doch dabei:

Das einzig Gute an der ganzen Nazi-Zeit, das war ihr Ende – und das kam viel zu spät!

Sicher: Das Leid der Vertrieben soll und darf nicht unterdrückt, quasi in den Keller der Gefühle, weggesperrt und eingeschlossen werden.

Das wäre emotional falsch, moralisch verkehrt - und politisch gefährlich wäre es obendrein.

Denn die Gefahr ist groß, dass dieses Leid dann einmal unkontrolliert ausbricht, durchdrungen von Trotz und Radikalität.

Das kann sich keiner wünschen.

Das Leid muss und soll anerkannt und gewürdigt werden.

Und es soll nun also offiziell in einem „sichtbaren Zeichen der Erinnerung" gewürdigt werden, ausgerechnet und einseitig in Berlin.

Viel besser wäre dann freilich ein gemeinsames europäisches Erinnern gewesen:

Wenn es denn gelungen wäre, das Gedenken nicht zum Anlass von Provokation gegenüber Nachbarn zu machen, sondern wenn es geglückt wäre, es als Chance zu nutzen, im gemeinsamen Erinnern ein Stück Annäherung und europäische Zukunftsperspektive zu gewinnen.

Schade, dass diese große Chance nun ausgelassen und verspielt wird.

Wenn dieses Zeichen nun also umgesetzt wird, so sollten alle Beteiligten die nötige Sensibilität und ein ganz besonders feines Fingerspitzengefühl aufbringen.

Und gerade nicht hilfreich und gerade nicht ermutigend wäre es in diesem Zusammenhang, wenn der Bund der Vertriebenen immer wieder das Schicksal der Vertriebenen quasi mit dem Schicksal der Holocaust-Opfer auf eine Stufe zu stellen versuchte.

Eine solche Gleichmacherei wider besseres Wissen und wider jedes Gefühl von Wahrheit und Moral wäre für uns empörend und schändlich – und niemals würden wir das akzeptieren können.

Diese Besonderheit sollten unbedingt alle, die nun mit dem offenbar schon beschlossenen „sichtbaren Zeichen zur Vertreibung" befasst sein werden, nicht aus den Augen und vor allem nicht aus den Herzen verlieren.

Wir wollen ganz bestimmt keinen Wettlauf der Opfer inszenieren.

Wir brauchen keine Opferkonkurrenz.

Wir stellen auch keine anrüchige Hit-Parade der Leiden auf.

Aber: Eine plumpe und tumbe Gleichmacherei darf es denn doch auch nicht geben.

Und einen ekligen, höchst unappetitlichen Einheits-Opfer-Brei sollte niemand anrühren wollen.

Wer genau das dennoch versuchte, der katapultierte sich und seine ernst zu nehmenden Anliegen rasant aus jedem Anschein von Seriosität hinaus.

Freilich ist auch an einem solchen Jahrestag zu sagen:

Der Holocaust spielt hier natürlich immer eine große Rolle, und so muss es auch sein.

Aber die deutsch-jüdische Geschichte sollten wir auch nicht immer nur auf den Holocaust verengen.

Denn es ist doch so wichtig, gerade unseren jungen Menschen zu zeigen:

Es gibt auch eine große, großartige deutsch-jüdische Geschichte jenseits der Schoa.

Darzustellen, mitzuteilen, mitzugeben ist daher:

Da gab es so viel, was Juden geleistet haben in diesem Land auf so vielen Gebieten, im Bereich von Kunst und Kultur, in der Wissenschaft, in Philosophie und Philanthropie, in Handel und Finanzen, in Politik und Journalismus.

Zu vermitteln ist der gewaltige Beitrag von Juden zum Blühen dieses Landes, das sie doch so herzlich gerne als ihr Vaterland betrachten, ja: lieben wollten.

Und begreifen würden dann junge Menschen, die Juden gewöhnlich leider doch nur als traurige Opfer von früher oder als lästige Dauermahner von heute wahrnehmen:

Der Beitrag von Juden in Deutschland war über Jahrhunderte hinweg außergewöhnlich wertvoll.

Und: Deutschland hat sich auf Dauer selbst substantiell geschwächt, indem es diese ganz besondere Quelle an Inspiration gewaltsam zum Versiegen brachte.

Denn was in so vielen Jahren von herausragenden Juden hier geleistet wurde, war oft doch überhaupt gar keine spezifisch jüdische Kunst oder jüdische Kultur – schon gar nicht natürlich etwa eine „entartete" – sondern es war deutsche Kunst und deutsche Kultur im allerbesten Sinne, deren Deutschland sich selbst beraubte.

Man möge es nicht als Hochmut auslegen, wenn ich hinzufüge:

Diese Selbstverstümmelung und ihre nachhaltigen Folgen spürt man tatsächlich sogar noch heute, Jahrzehnte später, in vielen Bereichen.

Auf diesen barbarischen Akt der Selbst-Amputation sollten wir immer wieder hinweisen – damit er nie wieder geschehe.

Die Frage stellt sich nun, an diesem runden Jahrestag noch drängender:

Wie bewahren wir denn künftig überhaupt die Erinnerung in einer Zeit, in der es leider immer weniger Zeitzeugen geben wird?

Für mich persönlich ist hier ganz besonders wichtig:

Wir müssen unbedingt verhindern, dass die Erinnerung einfach steril dokumentiert, sauber sortiert, bürokratisch registriert, akribisch archiviert, nüchtern historisiert, kühl akademisiert wird.

An uns, an der Zweiten Generation – und nun inzwischen zunehmend auch an der Dritten Generation - ist es, unbedingt und mit aller Kraft dafür zu sorgen, dass die wichtige Stafette der Erinnerung, das warme Feuer und die heiße Flamme des Gedenkens, weiter getragen werden.

Dabei dürfen wir gerade nicht nur kalte Fakten transportieren.

Sondern ganz speziell auch die Gefühle, die mit der Schoa verbunden sind:

Die heftigen Gefühle von Kummer und Leid, von Scham und Schmerz, von Ohnmacht und Verzweiflung, von Trauer und Tränen.

Die Schoa ist eben doch kein trockenes Lehrfach.

Die Schoa ist ein Meer, ein ganzer Ozean von besonderen Emotionen.

Gefühle pur – ein Sturm, eine Flut von enormen Emotionen.

Wir, die wir im düsteren Schatten des grenzenlosen Leids unserer Eltern aufgewachsen sind, mit ihren Träumen und Alpträumen, ihren Brüchen, Verwundungen und Verletzungen, mit ihren gebrochenen Herzen und mit ihren zerbrochenen Seelen – auch wir haben einiges zu erzählen.

Genau das müssen wir künftig aber auch mehr zu tun bereit sein.

Hier sind wir selbst gefordert – auch wenn es noch so weh tut.

Wie geht es aber denn weiter mit der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland?

Ihr Gesicht hat sich in letzten beiden Jahrzehnten geradezu dramatisch verändert:

Etwa 200.000 jüdische Menschen sind aus der ehemaligen Sowjet-Union hierher gekommen.

Sie sind für uns alle ein Glück, ein Geschenk, ein Segen.

Haben sie uns doch überhaupt erst die numerische Basis gegeben, um den Aufbau neuen jüdischen Lebens in ganz Deutschland auf eine neue Ebene katapultieren zu können.

Sie haben uns einen frischen, kraftvollen Schub gegeben an Vitalität, Dynamik, an Substanz, an Zukunft, an Tiefe und an Perspektive.

Verändert hat sich aber nicht nur die absolute Zahl der jüdischen Gemeinschaft, sondern auch ihre Struktur, ihre soziale und politische Architektur.

Denn: Wir mögen unsere neuen Mitglieder hier inzwischen ein Stück verändert haben.

Aber viel, viel mehr noch haben sie doch uns verändert.

Und diese Veränderung ist grundsätzlich und nachhaltig.

Wir müssen als jüdische Gemeinschaft in Deutschland hier gewiss nicht das Judentum neu erfinden.

Aber wir müssen uns selbst neu finden.

Uns neu positionieren und neu verorten.

Unsere neuen Mitglieder werden und sollen nicht so werden wie wir.

Und wir werden nicht so werden wie sie.

Aber gemeinsam können, ja: müssen wir mit der Zeit zusammenwachsen.

Wir, als Juden in Deutschland, wissen und spüren doch alle ganz genau:

Wir fühlen zusammen, wir stehen zusammen, wir wachsen zusammen.

Denn: Wir gehören ganz einfach zusammen.

Was wir am Ende entstehen?
Wahrscheinlich: Eine ganz neue Mischung mit frischer Perspektive, eine neue jüdische Gemeinschaft.

Aber warum so bescheiden sein?

Es geht um mehr. Um viel mehr.

Wir bauen heute das NEUE DEUTSCHE JUDENTUM der Zukunft auf.

Nichts weniger als genau das.

Das ist spannend, das ist eine gewaltige Herausforderung – und das Schönste daran ist:

Wir sind dabei, wir sind schon mittendrin.

Wir müssen wichtige Pionierarbeit leisten.

Ja, es gibt Spannungen, es gibt auch mal Konflikte.

Aber: Das Neue Deutsche Judentum der Zukunft entsteht, ist schon im Werden, es wächst.

Wir sind entschlossen, diese großartige Chance zu nutzen, die uns das Schicksal wundersam geschenkt hat – mit Enthusiasmus, mit Leidenschaft und mit Herzblut.

Das Neue Deutsche Judentum – es wird bestimmt ganz anders sein als das große deutsche Judentum von früher, das so deutsch fühlte, sich deutsch wähnte, sich oft sogar deutscher gebärdete als viele Deutsche selbst.

Dieses schwärmerische und so naive deutsche Judentum gibt es nicht mehr – und wird es so gewiss nie mehr geben.

Aber: Dass wir jetzt überhaupt wieder von einem neuen deutschen Judentum sprechen, ja: träumen können, das ist nach der Hölle der Schoa - und siebzig runde, kantige Jahre nach der Reichspogromnacht – doch schon wieder ein Wunder an sich.

Dieses Wunder mag mit der Zeit alltäglicher werden, ja: irgendwann einmal auch sogar nahezu „normaler".

Das ist der Lauf der Welt: Was einmal als Wunder beginnt, wird irgendwann beinahe zur Gewohnheit.

Die Zeit heilt Wunder.

So weit sind wir hier aber denn doch noch lange nicht.

Denn: Der Aufbau eines neues deutschen Judentums ist nach wie vor noch immer und bleibt auch noch lange eine buchstäblich wunderbare Herausforderung.

Aber andererseits:

Sind Wunder am Ende nicht doch auch ein Stück jüdische Spezialität und fast sogar schon jüdische Normalität?

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