Ehemalige Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland

Am 19. Juli 1950 kamen jüdische Gemeindevertreter aus den vier Besatzungszonen in Frankfurt am Main zusammen und gründeten den Zentralrat der Juden in Deutschland. Geführt wurde der jüdische Dachverband zunächst von einem vierköpfigen Direktorium. 1954 übernahm Heinz Galinski sel. A. den Vorsitz.

Dr. Dieter Graumann war von 2010 bis 2014 Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Dieter Graumann wurde 1950 als David Graumann in Ramat Gan (Israel) geboren. Seine Eltern hatten die Nazi-Verfolgung überlebt und waren nach Israel ausgereist. Doch bereits nach 18 Monaten kehrten sie mit ihrem Sohn nach Deutschland zurück. Nach seiner Schulzeit in Frankfurt am Main und der Schweiz absolvierte Dieter Graumann ein VWL-Studium in London und Frankfurt am Main, das er mit der Promotion abschloss. 2006 wurde Dieter Graumann zum Vize-Präsidenten, 2010 zum Präsidenten des Zentralrats gewählt.

 

Dr. h. c. Charlotte Knobloch war von 2006 bis 2010 Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Am 29. Oktober 1932 wurde Charlotte Knobloch in München geboren. Die Nazizeit überlebte sie bei einer katholischen Familie in Franken, die sie als ihr uneheliches Kind ausgab. Nach dem Krieg kehrte sie in ihre Geburtsstadt zurück, heiratete 1951 Samuel Knobloch und wurde Mutter von drei Kindern. Seit 1985 ist Charlotte Knobloch Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. 2005 wurde sie Ehrenbürgerin von München.

 

Dr. h. c. Paul Spiegel sel. A. war von 2000 bis 2006 Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Paul Spiegel wurde am 31. Dezember 1937 in Warendorf/Westfalen geboren. Den Naziterror überlebte er versteckt in Belgien. Nach Kriegsende kehrte er nach Warendorf zurück. Der Journalist Paul Spiegel begann seine berufliche Laufbahn bei der Allgemeinen Jüdischen Wochenzeitung, heute Jüdische Allgemeine. Später wurde er deren Geschäftsführer. In seine Amtszeit als Zentralratspräsident fällt der Abschluss des ersten Staatsvertrages zwischen dem Zentralrat der Juden und der deutschen Bundesregierung. Paul Spiegel starb am 30. April 2006 in Düsseldorf. Ihm zu Ehren verleiht der Zentralrat der Juden in Deutschland den Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage.

 

Ignatz Bubis sel. A. war von 1992 bis 1999 Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Ignatz Bubis wurde am 12. Januar 1927 in Breslau geboren. Nach seiner Befreiung aus dem Konzentrationslager lebte er in Frankfurt am Main, wo er seit 1983 den Vorsitz der Jüdischen Gemeinde innehatte. Bubis war im Immobiliengeschäft tätig. Von Bubis stammt der legendär gewordene Satz: „Ich bin deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens.“ Nach den rassistischen Ausschreitungen von Rostock-Lichtenhagen besuchte Bubis als einer der Ersten mit einer Zentralrats-Delegation die Stadt und setzte ein deutliches Zeichen gegen Fremdenhass. Ignatz Bubis starb am 13. August 1999 in Frankfurt am Main. Ihm zu Ehren verleiht die Stadt Frankfurt am Main seit 2001 den Ignatz-Bubis-Preis für Verständigung.

 

Werner Nachmann sel. A. war von 1969 bis 1988 Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Werner Nachmann wurde am 12. August 1925 in Karlsruhe geboren. 1938 konnte er mit seiner Familie nach Frankreich auswandern. 1945 kehrte Werner Nachmann in seine Heimatstadt zurück und baute den Familienbetrieb wieder auf. Er war über viele Jahre Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde in Karlsruhe und des Oberrates der Israeliten in Baden. 1965 wurde er zum ersten Präsidenten von Makkabi, des Jüdischen Turn- und Sportverbandes Deutschland, Deutschland gewählt. Werner Nachmann starb am 21. Januar 1988 in Karlsruhe.

 

Herbert Lewin sel. A. war von 1963 bis 1969 Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Herbert Lewin wurde am 1. April 1899 in Schwarzenau geboren. Nach seinem Medizinstudium arbeitete er in der Jüdischen Poliklinik in Berlin. 1937 wechselte er als Chefarzt in das Jüdische Krankenhaus in Köln. 1941 wurde Herbert Lewin deportiert, er überlebte mehrere Konzentrationslager. Nach seiner Befreiung nahm er den Arztberuf wieder auf und leitete bis 1967 die Frauenklinik des Klinikums Offenbach. Lewin starb am 21. November 1982 in Wiesbaden. Ihm zu Ehren verleihen das Bundesgesundheitsministerium, die Bundesärztekammer und die Kassenärztliche Bundesvereinigung den Herbert-Lewin-Preis zur Aufarbeitung der Geschichte der Ärztinnen und Ärzte in der NS-Zeit.

 

Heinz Galinski sel. A. war von 1954 bis 1963 und von 1988 bis 1992 Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Heinz Galinski wurde am 28. November 1912 in Marienburg (Westpreußen) geboren. Der gelernte Textilkaufmann wurde 1943 nach Auschwitz deportiert, nach Buchenwald verschleppt und schließlich am 20. April 1945 aus dem Konzentrationslager Bergen-Belsen befreit. Galinski wurde im April 1949 zum ersten Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde zu Berlin gewählt. Der Ehrenbürger der Stadt Berlin (1987) starb am 19. Juli 1992.